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Ferenc Molnár bei MUSIK UND BÜHNE

  

Auf Molnárs Verstand passte wirklich das Wort „durchdringend“. Er durchschaute die Tricks, mit denen die so genannten Kulturmenschen sich gegen Zudringlichkeiten der eigenen Wahrheit schützen. Er hatte untrüglichen Kennerblick für die Kostüme, in die sie ihre Unzulänglichkeiten, Hemmungen und Lebenslügen stecken.

Alfred Polgar


Der ungarische Molière


Bis heute existieren zahlreiche Anekdoten über den ungarischen Autor und Journalisten Ferenc  (dt. Franz) Molnár (1878-1952), bekannt als schreibender Stammgast und Bonvivant der Kaffeehäuser von Budapest und Wien zurzeit der österreichisch-ungarischen Monarchie. Unter dem Namen Ferenc Neumann als Sohn eines wohlhabenden, jüdischen Arztes geboren, studierte er zunächst Jura und fing gleichzeitig an, als Journalist für renommierte Budapester Tageszeitungen zu schreiben. Ebenfalls begann er für das gerade in der Stadt entstehende Kabarett Sketche und Persiflagen zu verfassen. 1902 wurde seine erstes Theaterstück DER HERR VERTEIDIGER mit Erfolg uraufgeführt. Molnár war in seinem literarischen Schaffen äußerst produktiv, und seine Karriere als Bühnenautor erreichte schnell ungeahnte Höhen. Er schuf technisch perfektionierte Boulevardstücke, Salonkomödien, die mit leichtem Tonfall, sprühenden Pointen und effektvollen Spielsituationen aufwarten. Die internationale Literaturszene beförderte seine Stücke in den zwanziger Jahren schlagartig auf die Bühnen von Amsterdam, Wien, Paris, London und New York. Publikum und Kritik feierten sie hymnisch.

Das Personal seiner Stücke gehört der gehobenen Gesellschaft an; oftmals sind es liebevoll-satirische Blicke auf dieses Umfeld, die durch präzises Gespür für die menschlichen Schwächen und Absonderlichkeiten bestechen. Seine Figuren sind aber niemals oberflächlich gezeichnet, sondern besitzen psychologische Tiefe, die inneren Nöte blitzen stets unter dem Humor hervor. Die einzige Ausnahme von der Konzentration auf die höheren Kreise bildet Molnárs durchschlagender Bühnenerfolg LILIOM, der volksstückhafte Züge trägt.

Zweifelsohne ist Molnár der bekannteste ungarische Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Die Presse betitelte ihn als „ungarischen Molière“. Sein Jugendroman „Die Jungen von der Paulstraße“, im Alter von 26 Jahren geschrieben, hat bis heute seinen Platz in der Weltliteratur. Rund 40 Theaterstücke sind Teil eines 20-bändigen Gesamtwerks mit Romanen, Erzählungen, Satiren, Reportagen und Glossen. Von 1940 bis zu seinem Tod lebte Molnár im New Yorker Exil. Viele seiner Stücke erfuhren in Hollywood und Europa Neubearbeitungen und wurden mehrfach verfilmt. Mit seinen brillanten Situationskomödien inspirierte er das Werk von zahlreichen Künstlern. Filmregisseure wie Ernst Lubitsch und Billy Wilder wären ohne den Einfluss Molnárs nicht denkbar.

"Molnár gehört zu einer Schriftstellergarnitur, die offenbar im Aussterben begriffen ist", schrieb der "Spiegel" bereits 1949, "er versteht es, mit dem Witz und der Grazie eines exemplarischen Feuilletonismus, manchmal mit reizender Frechheit elegante, witzige und technisch funkelnde Komödien zu machen; aus Stoffen, die sonst entweder zu gar nichts taugen oder zu aufreibenden Problemstücken herhalten müssten. (...) Budapest, Wien und Paris leisteten auf diesem theatralischen Gebiet viel Erfreuliches. Molnár speziell ist als ein Pariser Wiener aus Budapest apostrophiert worden".

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In der rechten Spalte (auf Mobilgeräten ggf. weiter unten) finden Sie eine Übersicht der verfügbaren Stoffe mit Links zu den jeweiligen Basisinformationen. Gerne versorgen wir Sie mit Ansichtsmaterial. Interessenten in Österreich wenden sich bitte an den Verlag Josef Weinberger Wien.

Mehrfachbesetzungen oder Reduzierung der Besetzung sind nach Absprache möglich!