Ein Musical-Doppel für Opernfreunde

Viele Theater stehen bei ihrer Spielplanung vor der Frage, wie man mit Orchester und einem eher auf Oper orientierten Sängerensemble - und einem Abonnentenpublikum, das Musicals modernster Prägung nicht immer goutiert - angemessen ein Musical herausbringen kann. Zwei Werke aus unserem Katalog, die sich hervorragend dafür eignen, sind <link http: www.musikundbuehne.de _top external-link-new-window>KISMET und <link http: www.musikundbuehne.de _top external-link>PASSION. Die beiden Musicals von Robert Wright und John Forrest bzw. Stephen Sondheim reflektieren darüber hinaus den Einfluss von Spiel- und Kammeroper auf die Gattung Musical - und sie stehen auch für vier Jahrzehnte Broadwaygeschichte.

Jazzfreunde kennen vielleicht Viktoria Tolstoys Interpretation von „Stranger in Paradise“ aus ihrem Album „My Russian Soul“. Dieser Song stammt aus dem 1953 uraufgeführten Musical KISMET vpm Robert Wright und John Forrest, die sich wiederum durch musikalische Motive von Alexander Borodin inspirieren ließen, um der in Bagdad spielenden Handlung einen exotischen Klang zu verleihen - eine bemerkenswerte Metamorphose! KISMET weist eine Besetzung auf, die auch einer Spieloper entstammen könnte: Ein Bassbuffo oder Spielbariton in der Hauptrolle des dichtenden Bettlers Hajj, eine lyrische Sopranistin als seine Tochter, ein ebenso lyrischer Tenor als junger Kalif sowie das ältere komische Paar - das Flair einer romantischen Komödie mit üppigem Orchesterklang entfaltet einen besonderen, nostalgischen Reiz. Schon die mit dem Tony Award als „Best Musical“ ausgezeichnete Uraufführung war mit Richard Drake, Doretta Morrow und Richard Kiley durchaus opernhaft besetzt. Eine schöne CD entstand 1985 von der Produktion der New York City Opera mit Opernstars wie Samuel Ramey, Ruth Ann Swenson, Jerry Hadley und Julia Migenes. Auch die English National Opera nahm KISMET 2007 in ihr Repertoire auf. Die Uraufführung erreichte 583 Vorstellungen, die Produktion am Londoner West End sogar 648. 1955 wurde KISMET verfilmt. <link http: www.musikundbuehne.de _top external-link>Mehr zu diesem Musical finden Sie hier.

Gut vier Jahrzehnte später kam Stephen Sondheims PASSION auf die Bühne und zeigte eine ungewohnt romantische Seite dieses oft etwas verlegen als „intellektuell“ bezeichneten Komponisten und Songtexters, der an so unterschiedlichen Werken wie <link http: www.musikundbuehne.de _top external-link>WEST SIDE STORY und <link http: www.musikundbuehne.de _top external-link>COMPANY beteiligt war. Inspiriert durch das Filmdrama „Fosca“, das wiederum auf einen Roman von Ugo Tarchetti aus dem 19. Jahrhundert zurückgeht, schrieb Sondheim eine Partitur, die über die Gattung „Musical“ eigentlich hinausgeht in Richtung Oper. Die drei Hauptrollen erinnern an die Konstellation von „Carmen“ - Giorgio, lyrischer Bariton oder Tenor, steht zwischen zwei Frauen; der herzlichen, aber oberflächlichen Clara (Sopran) und der düsteren, aber faszinierenden Fosca (Mezzosopran). 1994/95 am Broadway lief PASSION 280 Mal und erhielt den Tony Award als „Best Musical“. 1996 kam eine überarbeitete Version in London heraus und wurde 232 Mal gespielt, 2010 ehrte London Stephen Sondheim zum 80. Geburtstag mit einem PASSION-Revival. Für die deutschsprachige Erstaufführung in Dresden 2011 wurde im Einvernehmen mit dem Komponisten eine Orchestrierung ohne elektronische Instrumente erstellt, die dem Werk einen wesentlich luxuriöseren Klang verlieh. Diese Produktion ist inzwischen auch auf CD beim Label Bobbymusic erschienen (Vertrieb: Sound of Music). Die fast opernhafte und dennoch transparente Musik, die Beschränkung auf kammerspielartige Feinheit und die kantabel ausgestalteten Gesangspartien machen PASSION zum perfekten Stück auch für kleinere Ensembles. Aufschlussreich ist diese <link http: www.nmz.de online knallharte-story-mit-sanften-klaengen-stephen-sondheims-passion-als-deutsche-erstauffuehrung- _blank external-link-new-window>Rezension der NMZ. - <link http: www.musikundbuehne.de _top external-link>Basisinformationen zum Werk finden Sie mit diesem Link.