PACIFIC OVERTURES

Ungewöhnlich sind Thema und Ausführung des Musicals „Pacific Overtures“. Das gesamte Ensemble besteht aus Asiaten und auch die im Spiel auftretenden Amerikaner werden von ihnen dargestellt. Es handelt von dem Einfluss Amerikas auf Japan. Es gibt in Japan nichts, erklärt der Erzähler zu Beginn, was das Leben der Menschen verändern könnte. Anderswo wüten Kriege und lärmen Maschinen, aber in Nippon baut man Reis an, verbeugt sich voreinander und genießt friedlich und heiter die Vorzüge insularer Abgeschiedenheit.

Dann kommt das Jahr 1853, das Japan in seinen Grundfesten erschütterte: Der amerikanische Commander Perry erzwang mit der Macht von vier Kanonenbooten die Öffnung der japanischen Häfen. Er brachte Japan mit Gewalt dazu, seine Selbstisolation zu beenden und seine gewachsenen Traditionen aufzugeben, um abrupt jenen Wandlungsprozess zu vollziehen, der es zu einem modernen Land werden ließ – mit den Ikonen Toyota und Seiko, mit Luftverschmutzung und verseuchten Stränden. Im Finale zieht der Erzähler ein eher neutrales Fazit: „Es gab einmal eine Zeit, als Fremde hier nicht willkommen waren, aber das ist lange her. Willkommen in Japan!“

Stephen Sondheim passte seine Musik dem traditionellen japanischen Stil mit Klängen in fünfstufiger Tonleiter an. Die Schauspieler agieren in Formen, die vom japanischen Kabuki-Theaters abgeleitet wurden, und treten folgerichtig auch in weiblichen Rollen auf. „Pacific Overtures“ ist ein wagemutiges und zugleich musikalisch und szenisch anspruchsvolles Experiment.