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Wiederentdeckung: DIE ROSE VON STAMBUL

Beim Lehár-Festival Bad Ischl verblüffte die Operette von Leo Fall Publikum und Presse - auch wegen der überraschenden aktuellen Bezüge.

DIE ROSE VON STAMBUL in Bad Ischl (Foto: Lehár-Festival/Hofer)

"Ihr stillen, süßen Frauen" aus DIE ROSE VON STAMBUL, gesungen von Zachos Terzakis

Vom renommierten Lehár-Festival im österreichischen Bad Ischl hat es Leo Falls Operette DIE ROSE VON STAMBUL sogar in die Zeitschrift "Opernwelt" geschafft. Diese "Wiederentdeckung", so meint der Kritiker, "lohnt schon aus musikalischen Gründen". Leo Fall gelinge, so heißt es weiter, "der Spagat zwischen orientalisierenden Melismen und Wiener Walzer mit raffinierten Details und brillanter Instrumentationskunst". Auch andere Rezensenten waren überrascht, nicht zuletzt von den aktuellen Bezügen der 1916 entstandenen Operette. "Das hätte sich Intendant Michael Lakner wohl nicht träumen lassen bei der Werkauswahl vor zwei Jahren, dass DIE ROSE VON STAMBUL von Leo Fall einen derartig topaktuellen, politischen Bezug haben würde", vermutet das Opernnetz und führt aus: "In dieser selten gespielten Operette, die überwiegend in Stambul spielt, geht es um den Konflikt zwischen Orient und Okzident, um Zwangsverheiratung, um die Schleierpflicht. Alles jedoch mit einem Augenzwinkern präsentiert und mit einem Happy End". 

Auch die überregionale Tageszeitung "Die Presse" geht auf die politische Situation damals und heute ein: "Vollends gelungen ist die Wiederbelebung von Leo Falls ROSE VON STAMBUL, die 1916 unter weiß Gott anderen politischen Umständen geboren wurde. Ischls Intendant konnte, als er das Werk auf das Programm setzte, nicht ahnen, wie es um den europäisch-türkischen Dialog 100 Jahre nach der Uraufführung bestellt sein würde", heißt es dort. Aber Operette bleibt Operette: "Das Lachen über den famos sinnigen Unsinn der Verse von Julius Brammer und Alfred Grünwald bleibt den Zuschauern dennoch nicht im Halse stecken, (...) die Operettenlust am Unfug bleibt dank perfekt getakteten Timings einen Abend lang ungebremst erhalten".

Die Kritiker gehen allesamt auf die erstaunlichen Kompositionskünste von Leo Fall ein, dessen Ruhm nicht ganz zu Recht von dem seiner Kollegen Lehár und Kálmán überschattet ist. "Leo Falls Melodienzauber siegt (...) auf der ganzen Linie", meint "Die Presse": "In geradezu anarchischer Fülle reiht der Lehár-Konkurrent ganze Ketten von eingängigen Kantilenen aneinander und krönt sie dann mit unausweichlichen Ohrwürmern. Wo anderen nach spätestens acht Takten die Luft ausgeht, trumpft Fall am Ende einer unendlichen Melodiegeschichte noch – 'aber nur ein Walzer muss es sein' – mit einer Schlusspointe auf". 

Gerne versorgen wir Sie mit Ansichtsmaterial zu dieser Operette, die eine weitere Neuinszenierung gewiss verdient hat. Erste Details zum Werk finden Sie mit diesem Link.


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