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Nicht nur Kugeln können pfeifen

Ganz neu auf der Bühne sind PFEIFEN KANN DOCH JEDER sowie KUGELN ÜBERM BROADWAY.

Angela Lansbury (2.v.l.) und weitere Ensemblemitglieder der Erstaufführung von ANYONE CAN WHISTLE in New York (Foto: Wikimedia Commons/Public Domain).

Shima Niavarani als Olive in BULLETS OVER BROADWAY in New York (Foto: Claudia Derry / Wikimedia Commons)

Schwerin und Leipzig sind die Orte von zwei bemerkenswerten Deutschlandpremieren.

Martin Berger beschäftigte sich als Regisseur mit seiner eigenen Übersetzung von Stephen Sondheims ANYONE CAN WHISTLE, und Cusch Jung brachte eine deutsche Fassung von Frank Thannhäuser auf die Bühne.

Endlich in Deutschland: ANYONE CAN WHISTLE von Stephen Sondheim

Man muss es nicht verschweigen - am Broadway kam dieses Musical von Stephen Sondheim und Arthur Laurents nicht weit. Erst lange nach seiner Uraufführung 1964 (mit Angela Lansburys Musicaldebüt) wurde ANYONE CAN WHISTLE als bedeutender Markstein im vielfach bewunderten Sondheim-Gesamtwerk anerkannt. Immerhin enthält es gern gecoverte Nummern wie den Titelsong, "Everybody says don't" und "There won't be trumpets".

Martin Berger hat ANYONE CAN WHISTLE, jetzt unter dem deutschen Titel PFEIFEN KANN DOCH JEDER, bereits vor einigen Jahren in eigener Übersetzung als "Reading" in der Berliner Ufa-Fabrik präsentiert. Nun ist dieses Musical erstmals vollszenisch in Deutschland zu erleben.

Wahrscheinlich bestätigt diese Aufführung erneut, was sich schon mehrmals zeigte - dass ein Misserfolg am Broadway für Theaterleute und Publikum in Deutschland kein Hindernis ist. Vielleicht war eben auch dieses Musical, wie dies bei Sondheim nicht selten der Fall ist, seiner Zeit voraus? Die Geschichte wirkt jedenfalls zeitlos, wenn nicht gerade heute aktuell.

In der Ankündigung aus Schwerin heißt es: "Die Stadt ist pleite! Kurzerhand erfindet die Bürgermeisterin ein Wunder und tausende Zahlungswillige strömen herbei. Als sich durch einen Fehler Patienten der örtlichen Psychiatrie unter die Pilger mischen, versinkt alles im Chaos und niemand weiß mehr, was ist 'verrückt', was ist 'normal'?"

Erfolgreich vom Film zum Musical mutiert: BULLETS OVER BROADWAY von Woody Allen

Woody Allens Film BULLETS OVER BROADWAY war 1994 ein Erfolg beim Kinopublikum und der Kritik. "Perfekte Unterhaltung und pausenlose Lachangebote mit geistreichen Themen- und Dialogstreichen", so charaktierisierte der Fischer-Filmalmanach den Streifen, "ein Salto mortale von Filmkunst und Komödie. Ein mitreißend unbeschwertes Meisterwerk".

Die Idee, Originalmusik aus den 1920er Jahren - in denen der Film spielt - mit dem Drehbuch zu verknüpfen, ließ Woody Allen in das Musicalprojekt einwilligen. Sechs Tony-Nominierungen und freundliche Kritiken waren das Ergebnis.

Allen war zunächst an einem Musical nach diesem Filmstoff nicht interessiert gewesen und soll sogar Songs des berühmten Komponisten Marvin Hamlish zurückgewiesen haben.

Unter den in die Handlung eingefügten Originaltiteln sind Evergreens wie "Let's misbehave" und "I'm sittin' on top of the world".

Tatsächlich gelingt die schon fast absurde Verknüpfung von Theater- und Mafiamilieu, verkörpert in der vielschichtigen Figur des Cheech, der eigentlich nur als Aufpasser für Olive engagiert ist, die schauspielerisch hoffnungslos unbegabte Freundin des Geldgebers.

Schrittweise avanciert er zum eigentlichen Autor des Stücks und sorgt mit seinen Kugeln sogar ganz lässig für eine nicht nur in seinen Augen bitter notwendige Umbesetzung.

Die deutsche Fassung von Frank Thannhäuser hatte im Februar in der Musikalischen Komödie Leipzig Premiere, in einer Inszenierung von Cusch Jung, mit Franziska Becker als Filmdiva Helen Sinclair und Justus Seeger als Cheech.


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