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Zwischen Traum und Realität

Ein ungewöhnliches, aufwühlendes Musiktheaterwerk wurde beim Musicalfrühling Gmunden uraufgeführt.

Der Kai von Akershus, von dem norwegische Juden deportiert wurden (Foto von Georg W. Fossum, 1942)

Workshop-Aufführung der New York Opera Society 2017

Erinnerungen an Ruth Maier mit ihrer Schwester Judith

Die Autoren Aksel-Otto Bull und Gisle Kverndokk

Ruth Maier ist ein jüdisches Mädchen aus Wien, das 1939 mit 19 Jahren vor den Nazis nach Norwegen flieht. Obwohl von ihrer Familie getrennt, fühlt sie sich anfangs in dem fremden Land recht wohl, geht zur Schule und macht ihr Abitur. Sie kann in Norwegen eine ungewohnte persönliche Freiheit genießen. Dies ändert sich, als die Deutschen auch dieses Land besetzen. Ruth wird deportiert und 1942 in Auschwitz ermordet.

Bereits als Zwölfjährige beginnt Ruth Maier ihre gesellschaftlichen Beobachtungen und ihre Sehnsüchte nach menschlicher und künstlerischer Verwirklichung in Tagebüchern, Briefen und Zeichnungen festzuhalten, die die Grundlage für das Musical BRIEFE VON RUTH bilden.

Mit einer berührenden und bestechenden Radikalität, einer emotionalen und intellektuellen Dringlichkeit stellt sich die junge Frau den existenziellen Fragen des Erwachsenwerdens.

Der norwegische Komponist Gisle Kverndokk (FANNY UND ALEXANDER) hat gemeinsam mit Aksel-Otto Bull dieses ungewöhnliche Werk geschrieben. Gisle und Aksel-Otto schreiben dazu:

„Wir wollten schon lange ein Musiktheaterwerk aus diesem Stoff entwickeln und erhielten schließlich vom Verlag Gyldendal und dem Herausgeber Jan Erik Vold deren Einverständnis. Darüber hinaus hatten wir brieflichen Kontakt mit Ruth Maiers verstorbener Schwester Judith Suschitzky, die dem Projekt zugestimmt hat.

Wir nennen BRIEFE VON RUTH ein Musical, weil wir eine Form geschaffen haben, in der Gesang und Sprache ineinander übergehen, während die Musik einen ständigen Resonanzboden bereithält und die Erzählung vorantreibt.

Die Musik ist sowohl melodisch als auch romantisch, nutzt aber auch opernhafte Mittel wie Rezitative und Ensembles, und sie ist inspiriert von Kunst und populärer Musik der 1930er- und 1940er-Jahre.

Viele Szenen changieren zwischen Traum und Realität, zwischen verschiedenen Zeiten, zwischen Kommunikation mit dem Publikum und zwischen den Ensemblemitgliedern auf der Bühne, zwischen gleichsam erzählendem Text aus dem Tagebuch und gespielten Szenen. Dies gibt uns die Möglichkeit, die Grauzone zwischen Oper und Musical im Kammerformat zu erkunden“.

Eine gekürzte Version und einzelne Ausschnitte wurden bereits in den USA präsentiert. Anlässlich einer konzertanten Aufführung in der National Gallery of Art in Washington nannte die Washington Classical Review das Stück „ein aufwühlendes Musiktheaterwerk (...), ein bewegendes Kammerstück, das Maiers Leben von ihrer Jugend in Wien bis zu ihrer Zeit in Norwegen und schließlich der Verhaftung nachzeichnet.

BRIEFE VON RUTH wurde in der deutschen Übersetzung von Elisabeth Sikora, die in enger Zusammenarbeit mit den Autoren entstanden ist, beim Musicalfrühling Gmunden am 31. März 2023 uraufgeführt. Weitere Vorstellungen folgen bis einschließlich 23. April. 

Die Produktion ist ein Referenzprojekt der Europäischen Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 in Kooperation mit der New York City Opera. Begleitend wird im Stadttheater Gmunden eine Ausstellung über Ruth Maier gezeigt.

Zur deutschen oder schweizerischen Erstaufführung ist das Werk noch frei. Musik und Bühne vertritt darüber hinaus die internationalen Rechte an diesem Werk, eine englische Version ist verfügbar.


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