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Komödie oder Tragödie?

Manchmal weiß man das nicht so ganz genau. Vier Premieren der letzten Zeit: Von Boulevard bis Bergman.

TOOTSIE in Wilhelmshaven (Foto: Landesbühne Nord, Volker Beinhorn)

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Ein noch recht neues Musical im deutschsprachigen Gebiet ist TOOTSIE. Kürzlich war Premiere in Wilhelmshaven. Jutta Przygoda spricht beim NDR von einem „Muss für alle Musical-Fans“ und von einem „zweieinhalbstündigen Bilderrausch mit grandioser Musik und Tanz“. Weiter heißt es hier: „Dieses Musical ist eine Zeitreise in die 1980er-Jahre, ein Genuss für die Sinne, ein Zurücklehnen in eine Zeit, in der Geschlechterrollen auf den Prüfstand kamen.“

Selbstverständlich gab es in den vergangenen Wochen und Monaten auch Premieren etablierter Stücke, darunter Andrew Lloyd Webbers SUNSET BOULEVARD im Musiktheater Vorarlberg in Götzis. Fritz Jurmann beschreibt das Musical auf kulturzeitschrift.at als „Sozialdrama mit einem fein gesponnenen Netz von Erwartungen, Hoffnungen, Verwicklungen und Abstürzen, [das] in einem Krimi und einer irrealen Traumwelt unerfüllter Gefühle endet“.

Die Musik lasse dabei sofort den bekannten Lloyd-Webber-Sound erkennen, „ein Easy-Listening-Klangteppich, der einem nie verleidet und ins Ohr geht“. Auch Anna Mika lobt in der Kronen Zeitung Lloyd Webbers Partitur als „eine sehr gute Mischung aus Jazz und klassischer Orchesterbehandlung“ und sieht in dem Musical eine „Abrechnung mit Hollywoods Sein und Schein“.

Einen weiteren Musical-Klassiker gibt es aktuell mit GRAND HOTEL im Theater Lüneburg zu bestaunen. Während in der Landeszeitung für die Lüneburger Heide das Stück als „breit angelegte Revue“ gefeiert wird, beschreibt Jürgen Rickert bei Musical Today die Adaption von Vicki Baums Roman „Menschen im Hotel“ eingehender: „Menschen im Transfer führt das Musical vor. Sie kommen und gehen, wie Umstände und Konjunkturen, politische Ereignisse und Schicksale.“

In der Musik der „fast durchkomponierten Partitur“ von Komponist Maury Yeston wechseln sich „Charleston und Balladen, rezitative Teile und ausgelassene Songs wie ‚Hollywood‘ oder ‚We’ll Take a Glass Together‘“ ab. Die „besondere Qualität des Musicals“ liege laut Rickert jedoch im Buch. „Das hat reichlich Substanz und die Inszenierung edelt die von Roman Hinze klug übersetzten Textpassagen.“

Musik und Bühne lizenziert auch die Stoffrechte an den Filmen von Ingmar Bergman. Mit der Frankfurter Produktion von Ingmar Bergmans SZENEN EINER EHE gab es kürzlich eine spannende und vielbeachtete Premiere. Tilman Spreckelsen beschreibt das „Kammerspiel“ in der FAZ als „Geschichte [eines] Paares, das voneinander wegstrebt und doch nicht voneinander lassen kann“ sowie als „Szenenfolge von den ersten Rissen über Trennung und Scheidung bis zur neuerwachten Zärtlichkeit, von ‚Guten Morgen‘ bis ‚Gute Nacht, mein Liebling‘“.

Markus Gründig spricht auf kulturfreak.de von einem „Klassiker unter den Beziehungsdramen“, während Marcus Hladek die Produktion in seiner Rezension für die Frankfurter Rundschau einen „feinen, nie langweilenden Abend von neuer Leichtigkeit“ nennt. Hladek führt aus: „SZENEN EINER EHE ist von loser Struktur, doch während alles Dialog scheint, treten fließend unbeachtet Zeit- und Raumsprünge ein und schaffen wechselnde Situationen. Die Figuren, die sich Bergman ausdachte […], beanspruchen zudem ein Eigenleben, fast wie man es in Pirandellos ‚Sechs Personen suchen einen Autor‘ findet.“


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