Man kann in den folgenden fünf Musicals durchaus Gewichtiges oder Brisantes erkennen: Diskriminierung, Fortschrittsproblematik, Rassismus - aber nur, wenn man unbedingt möchte.
Möchte man nicht, ist es gar nicht schlimm, denn den Stücken ist vor allem eins gemeinsam: Sie machen einen Riesenspaß. Wie die Fernsehansagerinnen vor vielen Jahren immer sagten: Wir wünschen Ihnen gute Unterhaltung!
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BULLETS OVER BROADWAY (dt. KUGELN ÜBERM BROADWAY) wurde als deutschsprachige Premiere an der Musikalischen Komödie Leipzig noch ein wenig von der den Nachwirkungen der Pandemie vernebelt - zu Unrecht, denn das Musical nach einem Film von Woody Allen verbindet pfiffig das Gauner- mit dem Theatermilieu und ließ sie in einem überaus knalligen Showdown aufeinanderprallen. Die Musik setzt sich aus zahlreichen Broadwayklassikern zusammen, darunter "Let's Misbehave", "I'm Sittin' on Top of the World" und "Yes! We Have No Bananas!". Ein "Musical von Rang (sei) zu bewundern", schrieb das Magazin concerti anlässlich der Leipziger Premiere, "die Premiere wird heftig gefeiert, die Kritiker jubeln".
TOOTSIE - das Musical nach dem Eighties-Kultfilm von Sydney Pollack ist schnell ins Repertoire eingegangen: Filmstar Dustin Hoffman beschrieb seine Titelrolle seinerzeit als „einen Mann, der zu einem besseren Mann wird, weil er eine Frau war“. Damit ist (fast) alles gesagt - TOOTSIE ist, könnte man dazusagen, für einen schlauen Spielplan die „eierlegende Wollmilchsau“: Ein guter, noch immer bekannter Titel mit Appeal an junges und reifes Publikum; eine nicht zu große Besetzung; eine traditionelle Orchestrierung und „perfekt gemachte Unterhaltung“, wie die Süddeutsche Zeitung anlässlich der deutschsprachigen Erstaufführung im Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz schrieb.
SINGIN' IN THE RAIN ist Drittes im Bunde der Musicals nach Filmvorlagen. Der Kinoklassiker mit Gene Kelly mutierte bruchlos zum erfolgreichen Bühnenmusical, das auch in Deutschland schon für zahlreiche ausverkaufte Abende gesorgt hat. Man darf sich laut dem Münchner Merkur " für zweieinhalb kurzweilige Stunden zurückversetzt fühlen in jene Zeit, als Hollywood den entscheidenden Schritt vom Stumm- zum Tonfilm vollzog". Die Abendzeitung sekundierte: "Perfektes Feelgood-Theater und intelligent gemachte Unterhaltung". Dieses Musical bietet anspruchsvolle tänzerische Aufgaben, vor allem aber wunderbare Melodien im guten, alten Broadwaysound - was will man mehr?
Unser ZORRO ist die reinste Wundertüte: Märchen, Romanze, Geschichtsstunde - mit viel Komik, einer Prise Melancholie und der fabelhaften Musik der Gypsy Kings. "ZORRO (glänzt) als turbulente, erstaunlich amüsante Abendunterhaltung mit spanischem Flair, mit fetzigen Rhythmen und schönen Balladen, mit Flamenco-Gitarren, Fechtkämpfen, eifersüchtigen Schurken, starken Frauen und komischen Alten", hieß es in der Zeitschrift Musicals, als der maskierte Titelheld bei den Burgfestspielen Jagsthausen über die Bühne fegte. Seine Freilichttauglichkeit hat ZORRO schon mehrfach bewiesen, aber auch "indoor" war es erfolgreich.
COPACABANA ist laut Barry Manilows Songtext "the hottest spot north of Havanna" - meint das nun den berühmten Strand in Rio oder doch nur einen New Yorker Nachtclub? Wie dem auch sei, das Musical mit dem Welthit im Zentrum plus viel guter Musik des großen Popstars entführt das Publikum an verruchte und exotische Orte, mit nostalgischem Charme, Liebe, Eifersucht und Intrigen. "A highly enjoyable musical comedy" nannte die BBC dieses charmante Musical, "a great show that keeps you entertained throughout". Und auch wenn Barry Manilow wohl für viele ein "guilty pleasure" ist: 80 Millionen Singles und Alben muss man erst mal verkaufen!