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Solidarität in schweren Zeiten - eine Utopie?

Einer für alle, alle für einen? Aus aktuellem Anlass: Eine Stückauswahl zum Thema Gemeinsinn und Wirgefühl.

GANZ ODER GAR NICHT (THE FULL MONTY) an der Oper Dortmund (2011)

MADE IN DAGENHAM im Adelphi Theatre London (2014)

Highlights aus dem Musical BRING IT ON

JUST SO am Barn Theatre (2018)

PIPPIN am Broadway (2013)

DIE BRÜCKEN AM FLUSS am Theater Trier (2017)

LITTLE WOMEN an der Bob Jones University (2016)

AB IN DEN WALD (INTO THE WOODS) in Linz 2016

LITTLE MISS SUNSHINE (UK-Tourneeproduktion 2019)

CANDIDE (Fassung 1974) in Kassel (2020)

„Einer für alle, alle für einen!“, ist der Wahlspruch der DREI MUSKETIERE, von denen unser Musical von George Stiles mit herausragender Musik erzählt. Dass so etwas leicht gesagt, aber schwierig einzulösen ist, müssen nicht nur Athos, Porthos und Aramis erfahren.

Blickt man auf das vergangene Jahr zurück, bleibt in Sachen Gemeinsinn und Wirgefühl viel zu würdigen, aber auch einiges zu wünschen übrig.

Wir meinen: Es ist eine noble Aufgabe des Theaters, dieses Thema wieder in den Vordergrund zu rücken, Fragen aufzuwerfen, aber auch Wege zu weisen.

Hier sind unsere Vorschläge dazu – Ansichtsmaterial ist in vielen Fällen online, ansonsten sprechen Sie uns bitte an!

 

L’union fait la force – Einheit macht stark

„Niemand hat gesagt, dass es einfach wird“, erklärt Motormouth Maybelle in HAIRSPRAY und ergänzt, man müsse kämpfen für seine Ziele. Sie meint: Gemeinsam kämpfen, in diesem Fall gegen die Benachteiligung schwarzer Menschen, alle für ein Ziel.

Eine vergleichbare Aussage haben die Musicals GANZ ODER GAR NICHT (hier kämpfen Arbeitslose um ihre Würde und für eine neue Aufgabe), MADE IN DAGENHAM (Arbeiterinnen kämpfen für das Ende der „gender pay gap“ – schon in den 1960ern!), BRING IT ON (vermeintlich untalentierte junge Frauen kämpfen für ihre Anerkennung als Cheerleader-Team) und für junges PublikumJUST SO – WIE DER ELEFANT ZU SEINEM RÜSSEL KAM: Eine ungewöhnliche Reise durch den Dschungel, an deren Ende die Tiere gemeinsam eine große Gefahr abwehren.

 

Keep calm and carry on – Auch ein halb erfüllter Traum ist nicht so übel

Bei den folgenden Werken könnte man darüber nachdenken, wann und wie man individuellen Ehrgeiz mit dem Sinn für Gemeinschaftliches ausbalancieren sollte.

Das Musical ANDERSEN – EIN MÄRCHENHAFTES LEBEN (sehr frei nach der Lebensgeschichte des dänischen Dichters) endet so bescheiden, wie es beginnt. Dazwischen aber gibt es eine unerfüllte große Liebe, viele Märchen – und den Aufstieg zum Ruhm.

PIPPIN – DIE KUNST DES LEBENS erzählt von einem jungen Mann, der zwischen ebendiesem Aufstieg zum Ruhm und einem bewusst einfachen Leben schwankt – und sich schließlich für Letzteres entscheidet.

In DIE BRÜCKEN AM FLUSS bleibt eine Frau bei ihrer Familie, anstatt ihrer großen Liebe zu folgen, und bleibt traurig, aber bereichert zurück.

LITTLE WOMEN erzählt von starken jungen (und älteren) Frauen, deren Solidarität auf harte Proben gestellt wird, sich aber letzten Endes bewährt und verstärkt.

Und das MÄRCHEN IM GRAND-HOTEL endet zwar glücklich, aber wie die gesellschaftliche Distanz schließlich überwunden wird, ist doch einigermaßen überraschend: Es wäre wohl auch einfacher gegangen, aber dann wäre diese Operette nicht so unterhaltsam…

 

E pluribus unum – aus vielen eines

Geschichten von Solidargemeinschaften höchst unterschiedlicher Figuren, die sich zusammenraufen müssen, um Hindernisse zu überwinden:

AB IN DEN WALD verknüpft bekannte Märchengestalten zu einer Art Wahlverwandtschaft, die schließlich keine Anleitung von außen mehr benötigt.

In LITTLE MISS SUNSHINE begibt sich eine höchst dysfunktionale Familie eher notgedrungen auf eine gemeinsame Reise und kann am Ende gar nicht anders, als füreinander einzustehen.

Die überaus heterogene Nachbarschaft in der AVENUE Q birgt so einige Überraschungen, und ausgerechnet der unangenehmste Bewohner lässt schließlich Träume wahr werden.

Ganz zu schweigen von dem disparaten Team in CANDIDE, das der Zukunft schließlich mit bodenständigem Realismus plus einer Prise Utopie entgegensieht, obwohl (oder weil) ihm das Leben einige harsche Lektionen erteilt hat.


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