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Zirpende Zärtlichkeit und verrückte Hormone

Das Musical SPRING AWAKENING nach Wedekinds "Frühlings Erwachen" sorgt in Baden-Baden für gute Presse.

SPRING AWAKENING in Baden-Baden (Foto: Theater/Jochen Klenk)

„Frank Wedekind wäre wahrscheinlich einverstanden damit, sein sarkastisches Drama FRÜHLINGS ERWACHEN von 1891 als Musical wiederkehren zu sehen“, meint Sabine Rahner im Badischen Tagblatt anlässlich der Neuinszenierung Rockmusicals SPRING AWAKENINGvon Steven Sater und Duncan Shaik im Theater Baden-Baden. Die Handlung sei „ein beklemmendes Drama aus scheinbar fernen Zeiten, das durch die Musical-Fassung eine neumodische Farbe erhält“. Auch mit der Aufführung selbst ist die Kritikerin zufrieden: „Claudia Brier hat das Musical jugendlich-flott und durchaus in die Tiefe gehend inszeniert, den tragischen Passagen gewährt sie stillen Wirkungsraum, Videoanimationen sind klug eingesetzt. Die Inszenierung lebt von starken Bildern.“ Und nicht zuletzt werde auf der Baden-Badener Bühne „wild und gut getanzt“.

Nikolaus Schmidt vergleicht SPRING AWAKENING in seiner Rezension für die Badischen Neuesten Nachrichten mit Bernsteins WEST SIDE STORY: „Während Bernsteins Meilenstein des modernen Musicals sich mit der Umsiedlung von Shakespeares Romeo und Julia nach New York immerhin auf das berühmteste Liebespaar der Welt berufen konnte, hatten sich Sheik und Sater ein Stück ausgesucht, dessen Inhalt – die Probleme Jugendlicher Ende des 19. Jahrhunderts mit Kindesmissbrauch, Abtreibung, Homosexualität und Selbstmord – vorsichtig mit ‚controversial’ umschrieben wird.“ Die Musik passe zu Handlung und Aufführung, so Schmidt: „Das Gemisch aus leichten Rock-, Pop- und Folknummern, das sich bei der im Hintergrund spielenden Vier-Mann-Band (Leitung: Hans-Georg Wilhelm) klanglich recht zurückhaltend ausnimmt, kommt den nur teilweise Musical-affinen Schauspielern entgegen. Die Baden-Badener Aufführung scheint die Musik zudem oft nur als Vorwand für einen gesteigerten, jugendlich fiebernden Ausdruck zu nutzen. Die zehn Darsteller der Jugendlichen – Wedekind nannte sein Stück ‚Eine Kindertragödie_ – singen mit kindlicher, unschuldig flacher, oftmals brechender Stimme und erreichen vor allem im zweiten Teil anrührende Wirkungen, etwa in der zarten sexuellen Annäherung von Hänschen und Ernst (Felix Grüning und Daniel Arthur Fischer), deren Falsettgesang musikalisch die Liebesszene von Wendla und Melchior aufnimmt, welche Luise Schubert und Tobias Graupner mit zirpender Zärtlichkeit anstimmen.“

Infos zum Stück bei Musik und Bühne <link http: www.musikundbuehne.de _top external-link>finden Sie hier.


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