Der dritte Streich - Sondheim-Premiere in Hagen

"Den skurrilen Witz" auch und gerade in der Musik schätzt die Regisseurin Annette Wolf an Sondheims DIE SPINNEN, DIE RÖMER (auch unter dem Titel ZUSTÄNDE WIE IM ALTEN ROM bekannt). Tatsächlich ist dieses Musical, mit dem Stephen Sondheim in der Doppelfunktion als Songtexter und Komponist am Broadway debütierte, eine typenreine und sehr unterhaltsame Komödie. Gerade das Theater Hagen hat um Sondheim in Deutschland Verdienste, die auch die anderen, ernsteren Seiten dieses Broadwaygenies betrafen: SWEENEY TODD und AB IN DEN WALD standen dort in den letzten Jahren auf dem Spielplan.

Manche Theater und freie Ensembles haben ihre Sondheim-Erkundungen auf weitere sehr interessante Musicals gerichtet - so ging vor kurzem in Regensburg eine semiprofessionelle Aufführung von MERRILY WE ROLL ALONG in der neu gefassten deutschen Fassung von Stefan Huber über die Bühne und kam nicht zuletzt beim jüngeren Publikum sehr gut an. Dieses anrührende Musical erzählt - chronologisch rückwärts - die Geschichte dreier Freunde, deren Beziehung nicht nur an der Verwirrung der Gefühle, sondern auch an der Auseinandersetzung um die "echte" Kunst zerbricht. Ein weiterer Sondheim-Tipp ist PASSION, 2010 in Dresden in der Übersetzung von Roman Hinze erstaufgeführt; ein Musical, das eine überraschend lyrische Seite des Komponisten zeigt. Die sensibel umgesetzte Dreiecksgeschichte spielt im Italien des 19. Jahrhunderts und ist auch mit Darstellern, die eher von der Oper her kommen, gut besetzbar. Die Dresdner Produktion ist inzwischen auch auf einer Doppel-CD erhältlich - das US-Magazin "Sondheim Review" geizte nicht mit Lob für diese opulente Einspielung: "It is a rich and glorious recording, rapturously sung. (...) PASSION, with its use of a handful of themes and motifs that continously evolve, is a score with far more subtlety and detail than most", heißt es dort.

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