Eine echte Prinzessin, ein falscher Graf und ein Fensterputzer, der unversehens im Chefsessel landet - so unterschiedliches Personal tauchte in den Premieren der letzten Monate auf. Haben Sie die Stücke schon erkannt?
Zunächst Emmerich Kálmáns Operette DIE ZIRKUSPRINZESSIN, die in Hannover und Coburg Premiere hatte: "Ein Tanz auf dem Vulkan mit farbenprächtigem Happy-End (...), ein Wechselspiel von Schein und Wirklichkeit" - damit hat das Coburger Tageblatt die Grundzüge vieler Operetten markiert. Die Kulturfeder sekundiert: DIE ZIRKUSPRINZESSIN sei "ein Mix aus bunter Zirkuswelt und Außenseiterdasein" und biete nicht nur "operettenhafte Leichtigkeit", sondern auch "dunkle Abgründe".
In einen solchen Abgrund blickt auch DER GRAF VON MONTE CHRISTO, der nach unverdientem Kerker und unverhofftem Reichtum schließlich doch der Liebe und nicht der Rache huldigt. Frank Wildhorn machte aus dem Roman von Victor Hugo ein Musical "voller kraftvoller und schwelgerischer Melodien", wie die Musicalzentrale ansichtlich der Premiere in Meiningen schrieb. Ein Pluspunkt dieses Musicals ist auch die Instrumentierung, die ein typisches Theaterorchester in voller Größe erfordert.
Reichlich spät, nämlich sechzig Jahre nach der Uraufführung, kam Kurt Weills Musical EIN HAUCH VON VENUS auch nach Österreich. Anlässlich der Erstaufführung in Graz anaylisiert der Online-Merker, dass die viel später entstandenen Werke von Stephen Sondheim hier schon ein kühnes Vorbild haben. EIN HAUCH VON VENUS sei "ein modernes Märchen im Broadwaystil" und enthalte "witzige Kritik an amerikanischen Way of Life im Besonderen und am Zustand der Welt im Allgemeinen. Und das in Form von Unterhaltung der anspruchsvollen Art".
In Hildesheim kam ein anderes Schmuckstück des Broadway auf die Bühne, das in den letzten Jahren mehrmals die Spielpläne in Deutschland und Österreich bereicherte: WIE MAN KARRIERE MACHT, OHNE SICH ANZUSTRENGEN - eine "Karikatur der Arbeitswelt mit feinen Linien unter dickem Pinselstrich", wie die Hildesheimer Allgemeine Zeitung schrieb. Die Deutsche Bühne erkennt den Werkt dieses Musicals für ein Staddtheater, an dem "spartenübergreifende Zusammenarbeit noch geschmeidig möglich ist". Fast 1.500 Aufführungen folgten der Broadwaypremiere 1961, sieben Tony Awards und der ganz selten einem Musical verliehene Pulitzer-Preis krönten diesen Erfolg. Amüsante Déjà-Vu-Erlebnisse garantiert das Werk bis heute.