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Sommerparty, Mord und Leidenschaft: Die Juni-Premieren

Die bunten Sommerpremieren trotzen mit großen Gefühlen und Humor dem bisher mäßigen Wetter.

SWEENEY TODD in Cottbus (Foto: Staatstheater/Bernd Schönberger)

Für Ungeduldige direkt zu den Stückinfos:

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Obwohl das sommerliche Wetter mancherorts noch auf sich warten lässt, sind zahllose Sommer- und Freiluftproduktionen im deutschsprachigen Theaterraum bereits erfolgreich angelaufen. Nach wie vor sind Musicals eine beliebte Wahl für Open-Air-Bühnen – und zum Teil entscheiden sich die Theater für ganz außergewöhnliche Stücke: So hat sich das Theater Magdeburg gelungen als erstes deutsches Stadttheater die Rechte an LOVE NEVER DIES (LIEBE STIRBT NIE), der Fortsetzung von Andrew Lloyd Webbers DAS PHANTOM DER OPER, gesichert.

Zur Musik des Stücks mit seinem „ohrwurmträchtigen Titelsong“ schreibt Karin Coper bei Musical Today: „Die Magdeburgische Philharmonie, […] schwelgt […] im bombastischen Lloyd-Webber-Sound, badet in Streicherwogen und opernhaften Arien – nicht umsonst erhielt der Song ‚Love Never Dies‘ vor Jahren durch Opernstar Kiri Te Kanawa höhere Weihen.“ Frank Guevara Pérez beschreibt LIEBE STIRBT NIE in der Musicalzentrale als Stück mit „viel Emotion, dem Lloyd-Webber-typischen Pathos und großer Orchesterbegleitung“ und lobt besonders die „romantisch-schwelgerischen Melodien Lloyd Webbers mit viel Leidenschaft und Energie“. Diese trumpfen, so Pérez weiter, „in den dramatischen Szenen […] donnernd auf und klingen [an anderen Stellen] fein und nuanciert“.

Dominik Lapp preist auf kulturfeder.de zudem die „gelungene Übersetzung von Wolfgang Adenberg“. Zur „komplexen Partitur mit ihrer emotionalen Tiefe und den dramatischen Höhen“ schreibt Lapp: „In LIEBE STIRBT NIE hat Lloyd Webber musikalische Motive und Themen aus DAS PHANTOM DER OPER wieder aufgegriffen und weiterentwickelt. Dies schafft eine Verbindung zwischen den beiden Musicals und sorgt für eine musikalische Kontinuität. Dabei integriert er verschiedene musikalische Stile. Es gibt klassische Opernelemente, wie sie im ersten Musical vorhanden sind, aber auch moderne und zeitgenössische Einflüsse. […] Die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander [werden] musikalisch sehr gut erforscht […]. So schafft die Musik eine dichte und düstere Atmosphäre, die bestens zur Handlung passt.“

Mit der Bühne der Wasserburg hat sich auch in Bad Vilbel eine besondere Spielstätte für die sommerliche Musicalproduktion TOOTSIE gefunden. Die Adaption des bekannten Dustin-Hoffman-Films aus dem Jahr 1982, in dem sich die Hauptfigur Michael als Frau verkleidet, um so im Showbusiness durchzustarten, wurde 2018 von Robert Horn und David Yazbek (GANZ ODER GAR NICHT, THE BAND’S VISIT) erfolgreich für die Bühne adaptiert. André Böke lobt in der Musicalzentrale, dass das „glamouröse und irrwitzige Stück“ neben dem „offensichtlich komödiantischen Fokus“ auch einen „ernsteren Blickwinkel“ besitze. „Den angesprochenen gesellschaftlichen Problemen, die vor allem in Form der Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz und der Geringschätzung sexueller Minderheiten im Buch erwähnt werden, [wird] szenisch entsprechender Raum gelassen.“

Katja Sturm unterstreicht in der Frankfurter Rundschau ebenfalls die ernsteren Aspekte, die in der kultigen Verwechslungskomödie mit ihrer „Story aus der Scheinwelt“ voller „gelungener Tanz- und Gesangsstücke“ angesprochen werden: „Das Publikum wird mit dem ersten Bild hineingezogen in die Broadway-Szene, in der ein harter Konkurrenzkampf herrscht, in der Schweiß und Tränen zum Alltag zählen und in der die weniger Glücklichen bei Castings mit steter Ablehnung fertig werden müssen.“ Eine ähnliche Meinung vertritt Christian Spielmann in seiner Rezension für Musical Today, wenn er betont, „der Film wie auch die Bühnenfassung bestechen durch ihren Humor und bissige Kritik an der Fernseh- oder Theaterbranche, wo es Schauspieler immer schwerer haben, einen Job zu finden.“ Auch Yazbeks Musik findet lobend Erwähnung: „Insgesamt bereitet die Musik Vergnügen“, resümiert Spielmann. „Dank einer durchdachten Geschichte, sehr viel Humor und einem großartigen Ensemble kann TOOTSIE überzeugen.“

Ebenfalls open-air ist gegenwärtig BONNIE UND CLYDE, Frank Wildhorns (JEKYLL & HYDE, DRACULA) und Don Blacks packendes Musical über das Leben des ebenso berühmten wie berüchtigten Gangsterpaares Bonnie Parker und Clyde Barrow, zu sehen, und zwar in Bad Gandersheim. „Zwei Stunden, voller Romanze, eingängiger Songs und einem stark aufspielenden Ensemble, bei denen man keine Minute missen möchte“, schreibt Kirsten Ammermüller in der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen. Wildhorns Musik beschreibt die Rezensentin als einen „Mix aus Blues, Jazz, Rockabilly und Gospel“. Weiter heißt es: „Spätestens, wenn kurz vor ihrem unvermeidbaren Ende das Glamour-Gangster-Traumpaar in ihrem herzergreifenden Duett singt: ‚Sterben ist nicht schlimm, nicht wenn wir zusammen gehen‘, wird das eine oder andere Tränchen aus dem Knopfloch gewischt.“ Christian Spielmann erklärt in Musical Today, „die Musik von Frank Wildhorn gefällt“, und hebt in diesem Zusammenhang die Songs „Du liebst, wen du liebst“, „Reiß die Hölle auf“ und „Sterben ist nicht schlimm“ lobend hervor.

Selbstverständlich feierten auch etablierte Musical-Klassiker im vergangenen Monat Premiere: So etwa Stephen Sondheims SWEENEY TODD im Staatstheater Cottbus. Der „Grusel-Moritat“ attestiert Volkmar Draeger in der Lausitzer Rundschau „Witz, Charme und Charaktertiefe“. Die blutige Handlung sei dabei in eine „rhythmisch vertrackte, synkopengesättigte, vielschichtige Musik gekleidet“, die „von arienhafter Lyrik über zupackende Attacke bis zum eingängigen Mordswalzer“ reiche. „Dunkelheit, zwielichtige Gestalten, ein düsteres London“, benennt Josefine Jahn im RBB die Kernelemente des Musicals und unterstreicht: „Die Musik von Stephen Sondheim hat an Gänsehautpotenzial nichts eingebüßt.“


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