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Von den Irrungen und Wirrungen des Lebens

Die neueste Presseschau enthält eine Erstaufführung, einen modernen Klassiker sowie zwei relativ neue Musicalschätze.

MERRILY WE ROLL ALONG in Regensburg (Foto: Theater/Marie Liebig)

RENT am Landestheater Linz (Foto: Theater/Reinhard Winkler)

SCHOOL OF ROCK in Kassel (Foto: Theater/Martin Sigmund)

THE TOXIC AVENGER in München (Foto: Lioba Schöneck)

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Für Ungeduldige direkt zu den Stückinfos:

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Eine Sondheim-Perle in deutschsprachiger Erstaufführung

Eine deutschsprachige Erstaufführung eines Stephen-Sondheim-Musicals ist eine echte Rarität – dem Theater Regensburg ist mit MERRILY WE ROLL ALONG genau dies gelungen. Das Musical über „die Freiheit der Kunst und ihre kapitalistischen Grenzen“, so Michael Laages in der Deutschen Bühne, feierte jüngst am New Yorker Broadway große Erfolge und wird derzeit sogar von Richard Linklater verfilmt. Ein Grund hierfür ist sicherlich die „energiegeladene“ und „überwältigend einfallsreiche“ Musik, wie Laages es formuliert. Er führt aus: „Die Geschichte ist in jeder Hinsicht besonders, für ein Musical sogar extrem komplex und pointiert. Sondheim hat sie veredelt mit Musik zum Staunen.“

Peter Jungblut betont in seiner Rezension für BR Klassik die autobiografischen Elemente des „sozialkritischen Musicals“, in dem der erfolgreiche Komponist Franklin Shepard, der für den Ruhm sein privates Glück geopfert hat, sein Leben und seine Karriere chronologisch rückwärts durchläuft. In der Musicalzentrale lobt André Böke die „narratologische, musikalische sowie psychologische Komplexität des Stoffes“. Sondheim berichte ebenso „kurzweilig wie bewegend“ von den „Irrungen und Wirrungen des Lebens“ und lege „einen großen Schwerpunkt auf zwischenmenschliche Beziehungen, wie es beispielsweise auch in COMPANY oder A LITTLE NIGHT MUSIC der Fall ist“.

Besondere Erwähnung finden bei Böke die „komplexe und stets zwischen den Musikstilen hin und her wandernde Handschrift Stephen Sondheims“ sowie die deutsche Übersetzung: „Sondheims bildreiche Texte wurden von Sabine Ruflair und Jana Mischke alltagsnah, authentisch und wenig verschnörkelt in sehr nahbares Deutsch übertragen, was die Menschlichkeit des Stoffes unterstreicht und dem Publikum eine gute Möglichkeit der Selbstidentifikation mit den Figuren verleiht.“

Ernste Themen und Ohrwurmgarantie

Ein großer Bewunderer Sondheims (SWEENEY TODD, INTO THE WOODS) war Jonathan Larson, dessen Musical RENT – eine moderne Adaption der Puccini-Oper „La Bohème“ – zu den Dauerbrennern des Genres zählt. Aktuell ist das „Rockmusical mit absoluter Ohrwurmgarantie“, wie Nora Heindl auf tips.at schreibt, am Landestheater Linz zu sehen. „RENT greift Themen wie Homophobie, Aids und Rassismus auf“, so Heindl weiter, „verpackt diese jedoch in einen Musikmix aus romantisch-leidenschaftlichen Balladen und rockigen Songs.“

Zu Larsons Score erklären Petra und Helmut Huber im Online Merker: „Bis auf wenige Dialogstellen ist das Werk durchkomponiert. […] Mit seinem Mentor Stephen Sondheim verbindet Larson, dass er seine Figuren nicht opernhaft Gefühle ausmalen lässt, sondern seine Texte sind aktionsbezogen, wodurch dramaturgisch Vorwärtsdrang entsteht.“

Nachwuchstalente lernen die Kraft von Rockmusik kennen

Von einem markanten Rocksound ist auch das Musical SCHOOL OF ROCK geprägt, das Andrew Lloyd Webber 2015 zusammen mit Glenn Slater (SISTER ACT, LOVE NEVER DIES) und „Downton Abbey“-Autor Julian Fellowes verfasst hat. Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Film, in dem sich Jack Black als Aushilfslehrer ausgibt und den Schülern einer Eliteschule durch das gemeinsame Spielen in einer Band nicht nur Zugang zur Musik, sondern auch ungeahntes Selbstvertrauen verschafft.

Auf kulturfreak.de wird das Stück als „mitreißendes“ und „energiegeladenes Rockmusical“ bezeichnet. SCHOOL OF ROCK „bietet einen Abend Auszeit von schlechten Nachrichten“, resümiert Johanna Gross in der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen. Das Musical, das besonders von den talentierten Nachwuchsdarstellern lebe, warte dabei „mit guter Musik, rührenden Momenten und jeder Menge Humor“ auf.

Der etwas andere Superheld

Musikalische Nachwuchstalente stehen auch bei der neuesten Produktion der Masterclass der Bayerischen Theaterakademie München im Fokus. Diese hat mit dem Musical THE TOXIC AVENGER einen „kultigen Off-Broadway-Hit“ auf die Bühne gebracht, wie Tobias Hell in Musical Today schreibt. Der „campige Spaß“ sei ein „kurzweiliges Musical“, das „in erster Linie von seinem improvisierten trashigen Charme und dem oft reichlich zotigen und alles andere als politisch korrekten Humor“ lebe, so Hell weiter.

THE TOXIC AVENGER nehme „die Klischees der Superhelden-Filme ebenso ironisch aufs Korn wie das Genre Musical an sich, das von Bon-Jovi-Keyboarder David Bryan und seinem Mitstreiter Joe DiPietro ordentlich durch den Kakao gezogen wird“. Auch die Süddeutsche Zeitung lobt das Stück als „politisch völlig unkorrekte Retro-Superhelden-Klamotte“.


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