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Piraten, Fußballer und Straßenmusiker

Zum St. Patrick’s Day haben wir vier irische Stückideen, die das Theaterpublikum mit auf eine Reise zur Grünen Insel nehmen.

"Happy St. Paddy’s! May your pockets be full, and your pants still fit tomorrow!" (Credit: Large St Patrick, St Patrick's Day 2015, Omagh by Kenneth Allen, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons)

THE BEAUTIFUL GAME in Koblenz (Foto: Theater/Matthias Baus)

ONCE in Esslingen (Foto: Württembergische Landesbühne)

THE PIRATE QUEEN in Nordhausen (Foto: Theater/Roland Obst)

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Für Ungeduldige direkt zu den Stückinfos:

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Bedenkt man, wie breit die Musikkultur Irlands von ausgelassenen Folk-Abenden im Pub über Riverdance bis zu Weltstars wie Enya ist, verwundert es wenig, dass die Grüne Insel schon des Öfteren als Musiktheaterschauplatz diente.

Dabei ist es nicht nur die reichhaltige Musikkultur, die Musicalautoren an Irland fasziniert. Zum Bild Irlands gehören ebenso die wild-romantische Landschaft, die ausgesprochene Herzlichkeit der irischen Bevölkerung und die tragische Geschichte des Landes: Hungersnöte prägten das 19., der Kampf um Unabhängigkeit  und der Nordirlandkonflikt das 20. Jahrhundert. Wie man gerade dieses noch immer konfliktträchtige Thema in einem Musical verarbeiten kann, zeigt das erste Werk auf unserer Liste mit irischen Stückideen.

Viva! The Emerald Team!

THE BEAUTIFUL GAME zählt zu den weniger bekannten Werken Andrew Lloyd Webbers. Der britische Musicaltitan (JESUS CHRIST SUPERSTAR, EVITA, SUNSET BOULEVARD) erzählt hier zusammen mit Librettist Ben Elton (LOVE NEVER DIES) die Geschichte eines jungen Belfaster Fußballtalents, dessen Karriere und Liebe durch die politischen Spannungen in Nordirland in Gefahr geraten.

Die irische Thematik des Stücks bestimmt auch Lloyd Webbers Partitur: Die folkige Ouvertüre mit ihren Tin-Whistle- und Fiedel-Klängen etwa zählt zu den faszinierendsten Instrumentalstücken des britischen Komponisten, während die Nummer „God’s Own Country“ eine ebenso eindringliche wie tragische Irland-Hymne ist. Nicht nur für Irland- und Fußballfreunde ist THE BEAUTIFUL GAME eine Perle in Lloyd Webbers Œuvre, die auf eine Wiederentdeckung wartet.

Ein Stück über die Liebe zur Musik

Basierend auf dem gleichnamigen irischen Independentfilm von John Carney erzählt ONCE die ergreifende Geschichte eines Straßenmusikers und einer Pianistin. Nach einer zufälligen Begegnung entwickelt sich zwischen den beiden eine Freundschaft, die durch ihre Liebe zur Musik getragen wird.

Im Zuge der jüngsten Produktion dieses Kammermusicals in Esslingen beschrieb Angela Reinhardt ONCE in der Stuttgarter Zeitung als „Stück über normale Menschen, die sich durchs Leben schlagen. Statt großer Gefühle weht eine leise Romantik durch die karge Handlung, die Liebe ist in vielen guten Songs versteckt.“ Die Songwriter-Musik ist von irischen Folkrock-Klängen durchzogen, die den Schauplatz perfekt einfangen. Der Song „Falling Slowly“ wurde sogar mit dem Oscar ausgezeichnet.

Freiheitskampf im Piratenmilieu

In die irische Geschichte tauchen die LES MISÉRABLES-Autoren Claude-Michel Schönberg und Alain Boublil mit THE PIRATE QUEEN ein. Das Musical handelt vom Leben und von den Abenteuern Grace O’Malleys, der irischen „Piratenkönigin“, die sich im 16. Jahrhundert gegen die britische Königin Elizabeth I. und deren Pläne zur Eroberung Irlands auflehnt.

Schon die Instrumentation des Werks mit Whistles, Pipes, Gälischer Harfe und Bodhrán offenbart, dass irisches Lokalkolorit ein zentrales Element des Scores ist (man höre nur in den Prolog). Gleichzeitig wartet THE PIRATE QUEEN mit epischer Größe und Gänsehautballaden wie „Woman“ auf, die eines der Markenzeichen von Boublil und Schönberg sind.

Oscar Wilde und ein Busschaffner aus Dublin

Einen deutlich intimeren Rahmen bietet das Musical A MAN OF NO IMPORTANCE nach dem gleichnamigen Film. Protagonist des Musicals von Stephen Flaherty, Lynn Ahrens und Terrence McNally (das Team hinter RAGTIME) ist der Busschaffner Alfie, der im Dublin der Sechziger mit einer Amateurtheatergruppe Oscar Wildes „Salome“ einstudiert und sich dabei heimlich in den Busfahrer Robbie verliebt.

Musikalisch scheint das irische Setting im folkloristischen Stil der Partitur immer wieder durch – etwa im Song „The Streets of Dublin“. Vor drei Jahren erlebte das berührende Musical mit Jim Parsons in der Hauptrolle ein großes Revival in New York. In Deutschland ist A MAN OF NO IMPORTANCE aktuell noch ein Geheimtipp unter Musicalfans – hoffentlich nicht mehr lange.


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