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- DIE WEISSE ROSE
- FRÜHLINGS ERWACHEN
- EIN HAUCH VON VENUS
- HEIRAT’ MICH EIN BISSCHEN
- SWEENEY TODD
- DIE HERZOGIN VON CHICAGO
- ZORRO
- ANATEVKA
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„Musiktheater vom Allerfeinsten“
„DIE WEISSE ROSE als Musical? Kann das gut gehen?“, fragt Iris Steiner in Musical Today anlässlich der Uraufführung des neuen Musicals von Alex Melcher und Vera Bolten im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen. Ihre Antwort: ein klares Ja. DIE WEISSE ROSE sei „Musiktheater vom Allerfeinsten“ und eine „beeindruckende Symbiose aus Originaltexten, historischer Aufarbeitung und ‚heutiger‘ Musik, die dem Geschehen einen schonungslos aktuellen Spiegel vorhält“. Steiner erklärt, der Musicalfassung gelinge „eine emotionale Nähe zu den Protagonisten, die selbst der gleichnamige Erfolgs-Kinofilm von 1982 nicht herstellen konnte“.
Zur Partitur heißt es: „Melchers Musik […] schafft eine subtile, eigene Erzähl- und Emotionsebene. Bach-Klänge mischen sich ganz selbstverständlich mit Rocksongs, Walzersequenzen mit Musicalballaden.“ Melchers „zeitlose Klangsprache“ passe dabei zur „zeitlos-aktuellen Geschichte über Menschen, die mit Mut, Verantwortung und Leidenschaft für ihre Werte einstehen“.
Auch die Süddeutsche Zeitung lobt den Score dieses „eindrucksvollen Musicals“ ausgiebig: „Die Musik […] ist mal melancholisch und leise, dann wieder energiegeladen oder sogar rockig und laut. Eingeflochten in die Dialoge und Songs sind auch originale Zitate, etwa aus Briefen, Tagebüchern oder Flugblättern, in denen die Weiße Rose die Verbrechen des NS-Regimes anprangerte.“ DIE WEISSE ROSE sei ein „bewegendes, aufwühlendes Stück mit packender Musik“.
Noch mehr Pressestimmen zur Uraufführung gibt es hier.
Ein nachhallendes Theatererlebnis
Mit ernsten Themen setzt sich auch FRÜHLINGS ERWACHEN auseinander, das aktuell im Das-Da-Theater in Aachen zu sehen ist. Das Musical nach dem gleichnamigen Schauspiel von Frank Wedekind sei die „Coming-of-Age-Geschichte einer Gruppe Jugendlicher, geprägt von Neugier, Rebellion, Unsicherheit und der Suche nach Identität“, erklärt Daniela Hennen in der Musicalzentrale. „Ihre Reise ins Erwachsenwerden ist von tiefgreifenden Erfahrungen geprägt, die man ihnen als mitfühlender Zuschauer gerne ersparen würde.“
Besonderes Lob erhält die Musical-Umsetzung von Duncan Sheik und Steven Sater (ALICE BY HEART): „Der kraftvolle Kontrast zwischen moderner Pop-Rock-Musik und dem Zündstoff, den jeder Generationskonflikt mit sich bringt, unterstreicht die zeitlose Relevanz des Stücks.“ Hennens Resümee: „FRÜHLINGS ERWACHEN ist ein einnehmendes, nachhallendes Theatererlebnis. Es erinnert eindringlich daran, wie viel Verantwortung darin liegt, jungen Menschen Orientierung, Offenheit und bedingungslose Zuneigung mitzugeben.“
Auch Rolf-Rüdiger Hamacher unterstreicht bei Musical Today das gewichtige Sujet des Stücks: „Hier geht es um ernste Themen: die sexuellen Nöte pubertierender Jugendlicher, ihre Versagensängste und Schuldgefühle, um illegale Abtreibung und Selbstmord.“ Die „zwischen fetzigen Rocksongs und melancholischen Pop-Balladen angesiedelten Kompositionen“ erschaffen ein „Musical-Feeling, das nicht nur Unterhaltung bietet, sondern auch Nachdenklichkeit erzeugt“.
Großstadtmärchen mit ironischen Zwischentönen
Ein weniger bekanntes Werk aus der klassischen Ära des Musicals ist derzeit in Flensburg zu sehen: EIN HAUCH VON VENUS (ONE TOUCH OF VENUS) aus der Feder von Kurt Weill (KNICKERBOCKER HOLIDAY, LADY IN THE DARK).
Das Musical um eine Venus-Statue, die im New York der 1940er-Jahre zum Leben erwacht und sich Hals über Kopf in den Friseur Rodney verliebt, bezeichnet Philip M. Pankow in Musical Today als „luzides Spiel mit Formen und Erwartungen“. Die „Götterkomödie der Gefühle“ sei, so Pankow weiter, ein „mit antiker Chuzpe garniertes Großstadtmärchen“, das einen „Reigen aus Verwechslungen, moralischem Aufruhr und liebestollen Gesängen“ darstelle.
Marc Rohde sieht das Musical im Opernfreund als Verbindung von „antikem Mythos mit moderner Gesellschaftssatire“, wobei Weills Partitur eine „typische Synthese aus amerikanischem Musicalstil und europäischer Raffinesse“ beinhalte. „Weills Musik ist dabei ein Meisterwerk für sich“, führt Rohde aus. „Er verschmilzt eingängige Broadway-Melodien mit ironischen Zwischentönen und eleganten Harmoniewechseln. Der berühmte Song ‚Speak Low‘ – eine bittersüße Liebesballade – zählt heute zu den Klassikern des Great American Songbook.“
Zum Inhalt von EIN HAUCH VON VENUS bemerkt Rohde: „Was zunächst wie ein leichtfüßiger Plot anmutet, entpuppt sich schnell als ein klug komponiertes Spiel mit Geschlechterrollen, Beziehungsdynamiken und dem Spannungsfeld zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Der Kontrast zwischen der weltfremden, aber mächtigen Venus und dem überforderten, aber liebenswerten Rodney sorgt für komische Verwicklungen und zugleich für einen Hauch Melancholie: Die Sehnsucht nach Liebe, nach Schönheit, nach etwas Größerem scheint greifbar – und entgleitet doch immer wieder.“
Ein komödiantisches Ping-Pong-Spiel
Eine „zeitlose Achterbahnfahrt“ erwartet das Publikum derzeit im Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau bei HEIRAT’ MICH EIN BISSCHEN, berichtet Jürgen Rickert in Musical Today. Das Zwei-Personen-Stück von Stephen Sondheim (COMPANY, INTO THE WOODS) sei, so Rickert weiter, ein „kleines, feines Musical“, das „Vergnügen mit Hintersinn“ biete. Der Rezensent führt aus: „HEIRAT’ MICH EIN BISSCHEN entpuppt sich als Revue im Kammerformat, mit klugen Texten und fluffiger Musik. Sondheim verwendete 18 Songs, die aus früheren Stücken herauskatapultiert wurden, weil sie entweder dramaturgisch nicht passten oder die Sache in die Länge zogen. Hier funktionieren sie perfekt und zeigen die hohe Qualität des Komponisten und geschliffenen Liedtexters.“
Darüber hinaus stellt Rickert fest: „Das Auf und Ab zwischen Annäherung und Abstand der mal unterdrückten, dann veräußerten Emotionen entwickelt sich zum komödiantischen Ping-Pong-Spiel. Jedes Lied manifestiert einen Aggregatzustand, kompakt gereiht zu winzigen Episoden ohne gesprochene Dialoge.“ Die deutsche Übersetzung von Frank Thannhäuser sei „geschmeidig“.
„Das Musical der Saison“
Mit SWEENEY TODD feierte im Theater Krefeld und Mönchengladbach ein weiterer Sondheim-Klassiker Premiere. Daniela Hennen lobt in der Musicalzentrale die „vielschichtige Partitur“ und beschreibt den „Musical-Thriller“ als ein Werk, das zeigt, „wie Gewalt entstehen und sich in einer Spirale verselbstständigen kann“. Markus Lamers nennt SWEENEY TODD im Opernfreund „das Musical der Saison“ und erklärt: „Musikalisch sind [Sondheims] Kompositionen anspruchsvoll, aber eben auch sehr gut.“ Das Werk erinnere „vom Aufbau und der Struktur her stark an eine Oper“ und sei „ein echter Genuss für Musical-Fans“. Besonderes Lob findet die deutsche Übersetzung von Wilfried Steiner und Roman Hinze, „durch die sich die Handlung sehr gut nachvollziehen lässt“.
Verwirrspiel mit feinem Humor
Im Theater Detmold feierte jüngst Emmerich Kálmáns DIE HERZOGIN VON CHICAGO Premiere. Als „operettentypisches Verwirrspiel von feinstem Humor“ lobt die Lippische Landes-Zeitung das Werk, in dem sich ein verarmter sylvarischer Prinz und eine reiche Amerikanerin ineinander verlieben. „Mit dem musikalischen Spagat von Csárdás bis Charleston fing Kálmán genau den Zeitgeist der späten 1920er-Jahre ein“, heißt es hier weiter.
Auch Stefan Schmöe stellt im Online Musik Magazin das Spannungsfeld zwischen „‚alter‘ europäischer und ‚neuer‘ amerikanischer Musik“ als Charakteristikum der Operette heraus und lobt den „süffigen Sound“. „Musikalisch bleiben bei Emmerich Kálmáns einfallsreichen Melodien, die kaum Ruhepunkte zulassen, keine Wünsche offen“, heißt es bei Thomas Hilgemeier auf theater:pur.
Zwei Open-Air-Highlights zum Abschluss
Bei den Schlossfestspielen Sondershausen ist dieses Jahr das Musical ZORRO zu sehen, das mit „leidenschaftlicher, vom Flamenco-Sound getragener Musik der Gipsy Kings“ aufwarte, so Jürgen Rickert bei Musical Today. „Die Musik der Gipsy Kings schwelgt im folkloristischen Pop [und] streut üppig Flamenco-Sound in die Partitur“, führt Rickert aus. „Einige Songs wie ‚Bamboléo‘, ‚Baila me‘ oder ‚Djobi, Djoba‘ kamen bereits als Ohrwürmer ins Musical, der Komponist John Cameron fügte weitere hinzu, darunter die ansprechende Ballade ‚Wir‘.“
Ebenfalls in beeindruckender Freiluftkulisse, auf der Felsenbühne Rathen, wird derzeit der Musicalklassiker ANATEVKA gegeben. „Trotz Lebensgefahr eine heitere Melodie geigen“, überschreibt Jens Daniel Schubert seine Rezension für die Sächsische Zeitung und erklärt: „Schtetl-Milieu, Tradition und Vertreibung der Juden im heutigen Holocaust-Bewusstsein erzeugen eine bewegende Dimension. Die Geschichten vom ‚Fiedler auf dem Dach‘, in steter Lebensgefahr eine heitere Melodie spielend, sind für Theater ein Erfolgsgarant.“