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Drei kompakte Musicals neu in Deutsch

WORKING in neuer Fassung, I DO! I DO! in neuer Übersetzung – und THE TOXIC AVENGER überhaupt ganz neu: Gut zu besetzen, gut zu machen.

Fangen wir mit den praktischen Überlegungen an, die ja für Theatermenschen nicht ganz unerheblich sind. Für WORKING werden drei weibliche und drei männliche Darsteller sowie eine vierköpfige Band benötigt, I DO! I DO! kommt sogar mit einem Herrn, einer Dame und zwei Klavieren aus. THE TOXIC AVENGER (dt. TOXIE, DER RÄCHER DER VERSTRAHLTEN) braucht sechs bis sieben Musiker*innen und auf der Bühne zwei Damen und drei Herren.

Diese drei Musicals sind kompakte Stücke, die auch in kleineren Bühnenräumen wirken, mit bescheidener Ausstattung auskommen – und zweifellos sehr publikumswirksam sind. WORKING ist zur deutschsprachigen Erstaufführung frei, TOXIE steht - da sich bereits ein Theater die DSE gesicher hat - für Aufführungen ab Spätherbst 2020 zur Verfügung, I DO! I DO! jederzeit.

Auch inhaltlich haben diese drei Musicals einiges zu bieten. WORKING, eine Gemeinschaftsarbeit mehrerer Texter und Komponisten (unter denen Stephen Schwartz der bekannteste ist), wurde vor wenigen Jahren überarbeitet, um der heutigen Arbeitswelt besser zu entsprechen. Bei dieser Gelegenheit steuerte der durch „Hamilton“ und „In the Heights“ sehr bekannt gewordene Singer-Songwriter Lin-Manuel Miranda den Song „Delivery“ bei. WORKING verknüpft Monologe von ganz verschiedenen Berufstätigen zu einem menschlich anrührenden Gesamtbild. Dabei sind Humor und soziale Brisanz wunderbar ausbalanciert.

„Earnest, heartfelt and a tad sentimental“ nannte der Hollywood Reporter das Musical anlässlich einer aktuellen Inszenierung am New York City Center und beschrieb die Aussage des Musicals sehr eindrücklich: „The common thread is the necessity of making a living for all of us who are not independently wealthy, and among the themes running through the show are the need to find dignity in even the most seemingly mundane employment, the reward of taking pride in one's work, no matter how humble, and the legacies of parents either passing down professions from one generation to the next, or striving to enable better working lives for their children.“ Der New York Theater Guide ergänzt: „So many of the numbers and performances really make you look at the people behind the uniforms, counters and aprons and insist that you see them as human beings with feelings, needs, dreams and lives beyond what they are doing for you in that moment. It’s actually a gift.“ – Die Übersetzung von WORKING besorgten Judith Behrens und Martin Wessels-Behrens.

Noch mehr Dejà-Vus im Publikum sind von I DO! I DO! zu erwarten – einer heiter-melancholischen Ehegeschichte über fünfzig Jahre hinweg, von der turbulenten Hochzeit bis zum Umzug ins Seniorenheim. I DO! I DO! wurde neu übersetzt von Holger Hauer und ist in dieser Version erstmals ab Januar 2020 an der Oper Chemnitz zu sehen. Die Höhen und Tiefen der Beziehung von Michael und Agnes machen deutlich, dass sich an dieser Problematik auch mit über hundert Jahren Abstand so viel doch nicht geändert hat. Es geht um den Beruf, um Emanzipation, Erziehung, um die Gefahr des Scheiterns und um die Kunst, loslassen zu können. I DO! I DO! ist ein intimes Zwei-Personen-Musical und damit nicht zuletzt auch ein fabelhaftes Vehikel für ein Darstellerpaar, dabei hinsichtlich des Spielalters je nach Regiekonzept recht flexibel.

THE TOXIC AVENGER machte 2009 am Broadway und 2016 im West End Furore und liegt nun in deutscher Übersetzung (Sabine Ruflair und Jürgen Hartmann) als TOXIE, DER RÄCHER DER VERSTRAHLTEN vor. Einerseits eine ziemlich verrückte, von einem schrägen, bewusst furchtbaren Film inspirierte Geschichte und deshalb äußerst unterhaltsam, thematisiert dieses Musical andererseits auch Umweltskandale und Korruption. Vom zum Monster mutierten Angsthasen über eine blinde Bibliothekarin bis zur hemmungslos kriminellen Bürgermeisterin bietet TOXIE pralles Rollenfutter und viel Gelegenheit zu schauspielerischer Virtuosität: Zwei weitere Darsteller müssen sogar in jeweils ein rundes Dutzend kleine und mittlere Rollen schlüpfen*. „It allows quite a serious message to emerge from the comic chaos“, schrieb Broadwayworld über die dortige Premiere, „cultish musicals need to get the basics right before they can veer off into the bonkers and bizarre and this one does: script, singing and pacing all excellent.“ Über die Komposition urteilte London Theatre: „The music, written by David Bryan (keyboardist in legendary rock band Bon Jovi), has a really great ‘80s rock vibe that gives the entire cast a chance to shine“.

[*) für Amateurensembles ist auf Anfrage eine Aufteilung dieser Rollen auf mehr als zwei Darsteller möglich]


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