Man weiß bis heute, wo man am 11.September 2001 war. Man erinnert sich an Menschen vor Schaufenstern mit Fernsehern; an Anrufe mit der dringlichen Aufforderung, den Fernseher einzuschalten. Und die noch immer eigentlich unfassbaren Bilder treten hervor aus der Erinnerung – man muss sie nicht näher beschreiben, um die Bedeutung zu erkennen, die dieser Tag hatte. Und die Tage danach? Erlebte man sie wie in Trance, in Wut, in Trauer? Ganz gleich – wir erinnern uns jedenfalls nur zu gut daran, wie wir sie erlebten.
Das Musical COME FROM AWAY umreißt all dies auf wohl einzigartige Weise. Das 2017 am Broadway herausgekommene, mehrfach preisgekrönte Stück erzählt die Geschichte der 7.000 Flugpassagiere aus aller Welt, die nach dem 11. September 2001 nach Kanada umgeleitet wurden, auf den fast vergessenen Flughafen von Gander, einer kleinen Stadt auf der Insel Neufundland, deren Bewohner diese „Menschen von woanders“ mit offenen Herzen und ungeheurem Improvisationstalent aufnahmen.
Deutschsprachige Erstaufführung in Regensburg
COME FROM AWAY steht nun als deutschsprachige Erstaufführung an. Übersetzt hat Sabine Ruflair (DOKTOR SCHIWAGO, THE TOXIC AVENGER, JANE EYRE u.a.), die Produktion am Theater Regensburg wird von Sebastian Ritschel inszeniert und von Andreas Kowalewitz musikalisch geleitet. Premiere ist am 22. Februar, für alle weiteren Vorstellungen bis Spielzeitende gibt es allenfalls noch Restkarten. Auf der Bühne stehen u.a. die Musicalstars Wietske van Tongeren und Carin Filipčić.
Das Autorenpaar David Hein und Irene Sankoff hat aus den vielen Geschichten, die sich in diesen Tagen in Gander abspielten, eine große Geschichte über Improvisationskunst und Menschlichkeit gemacht. Aufwühlende Schicksale einerseits, ganz konkrete Probleme und ihre Lösungen andererseits fügen sich wie Puzzleteile zu einem Ganzen, das direkt zu Herzen geht.
Ein Ensemblestück mit vielen gleichwertigen Rollen
COME FROM AWAY ist trotz des düsteren Hintergrunds eine überraschend positive Erzählung. Die Musik, die aus dem Zusammentreffen temperamentvoller Einheimischer mit Passagieren aus aller Welt entsteht, fügt der Handlung eine zusätzliche Ebene und zahlreiche berührende Momente hinzu. Nach der Premiere schrieb die New York Times: „Selbst den hartnäckigsten Zynikern dürfte es schwerfallen, bei diesem Porträt heldenhafter Gastfreundschaft unter außergewöhnlichem Druck ein trockenes Auge zu bewahren.“
Die erste weibliche Flugkapitänin der American Airlines, die schnell denkende Bürgermeisterin, die Mutter eines New Yorker Feuerwehrmanns und die eifrige Reporterin der Lokalnachrichten sind nur einige der realen Figuren, denen COME FROM AWAY ein theatrales Denkmal gesetzt hat. Ganz folgerichtig ist dieses Musical ein Ensemblestück mit vielen gleichwertigen Rollen – so wie seinerzeit viele Menschen dazu beitrugen, die bedrückenden Ereignisse erträglich zu machen.