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Familiengeschichte ohne Kronleuchter und Katzen: ASPECTS OF LOVE

Carsten Lepper inszenierte Lloyd Webbers exquisites Musical in THE MUSICAL SHOWROOM Wien.

Carsten Lepper und das Ensemble von ASPECTS OF LOVE (Fotos: Christian Ariel Heredia/The Musical Showroom)

ASPECTS OF LOVE am Southwark Playhouse in London (2019)

Auch wenn der Song "Love Changes Everything" zum Evergreen geworden ist, gehört ASPECTS OF LOVE doch zu den selten inszenierten Musicals von Andrew Lloyd Webber. Den Erstaufführungen in Deutschland und der Schweiz widmeten sich renommierte Theater in Dresden und Bern. Nun ging die Österreich-Premiere über die Bühne, und zwar mit dem Ensemble THE MUSICAL SHOWROOM, mit sehr prominenter Hauptdarstellerin und in der Regie von Carsten Lepper, für den die ASPECTS OF LOVE sozusagen alte Bekannte sind. Die Aufführungen fanden vom 13. bis 18. Februar statt. Die Fragen stellte Jürgen Hartmann, das Interview wurde vor der Premiere per E-Mail geführt.

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Herr Lepper, Sie haben ja eine persönliche Beziehung zum Musical ASPECTS OF LOVE? Welche Erinnerungen haben Sie an Ihren „Erstkontakt“?

Mein „Erstkontakt“ war ein sehr spezieller: Das Stück war mein Profi-Debüt im Bereich Musical. 1999 habe ich nach meiner Schauspielausbildung noch einen Aufbaustudiengang an der damaligen STELLA R1 Academy in Hamburg gemacht. Dann kam ein junger Regisseur namens Stephan Huber an unsere Schule und ließ alle männlichen Studenten für eine Produktion der West Side Story vorsingen. Ich habe brav „Maria“ vorgesungen und er fragte mich, ob ich zum nächsten Tag „Love Changes Everything“ und „Seeing is Believing“ vorbereiten könne. ASPECTS OF LOVE – hatte ich schon mal gehört, kramte in meinen CDs herum und fand, laut meiner Notiz in Schülerschrift auf der Hülle, meine erste Musical-CD überhaupt. Die Erstaufführung mit Michael Ball, ich war hin und weg. Man muss dazu sagen, dass ich mich damals noch nicht wirklich gut im Musical auskannte. War quasi noch grün hinter den Ohren. Jedenfalls sang ich ihm vor, wurde bald darauf zur offiziellen Audition nach Bern bestellt und durfte schließlich Alex in der Schweizer Erstaufführung spielen.

War die eigene Erfahrung mit gerade diesem Musical ein Grund für das aktuelle Wiener Projekt?

Aber natürlich. Es ist ja ein für die damalige Zeit eher untypisches Werk von Andrew Lloyd Webber. Statt herabstürzender Kronleuchter oder ungepflegter Katzen war da eine Familiengeschichte. Zum Teil sehr intim. Sehr direkt. Ohne viel Bombast. Musikalisch war es absolut mein Geschmack. Damals auf der Probebühne in Bern sagten meine KollegInnen und ich immer: Schade, dass wir es nicht einfach nur mit Klavier machen können, als eine Art Kammermusical. Als meine Partner Doris Spiegl, Christian Ariel Heredia und ich von THE MUSICAL SHOWROOM per Zufall entdeckten, dass es eine reduzierte Fassung gibt, waren wir sofort Feuer und Flamme. Und dann haben wir uns um die Rechte bemüht. Wir sind sehr stolz, dass uns Andrew Lloyd Webber sozusagen höchstpersönlich das Vertrauen geschenkt hat, diese spezielle, wunderbare Fassung als letzte Company weltweit nochmals auf die Bühne bringen zu dürfen. Für mich schließt sich ein großer Kreis - mein Profi-Debüt als Darsteller - zum Profi-Debüt als Mitproduzent.

Was wird das Besondere sein an der Wiener Aufführung?

THE MUSICAL SHOWROOM geht einen neuen Weg: Als frei finanzierte neue Produktionsgesellschaft wollen wir große Werke in kleinerem Rahmen bringen. Wir wollen etwas in Wien schaffen, was es in der Form so noch nicht gibt. Quasi eine Off-MusicalVienna-Szene.  Wir hoffen aber auch, dass wir die Möglichkeit bekommen, das Werk anderswo zu spielen. Es gibt schon spannende Anfragen. Wir wollen unser gesamtes Ensemble integrieren in das Tun auf und hinter der Bühne. Das Publikum soll Zeuge werden von etwas Besonderem, Exklusivem. Für die Darsteller ist es großartig, in einem kleineren Rahmen spielen zu können - direkter, ehrlicher und sehr nahe am Publikum. Dann haben wir einen wunderbaren Cast. Allen voran Wietske van Tongeren, die übrigens gerade schon für CATS probiert. Ich bin auch überzeugt, dass Alexander Sasanowitsch ein toller Alex wird. Wir haben Jan Meier von den Salzburger Festspielen für Bühne und Kostüme mit dabei. Ich möchte aber nicht zu viel verraten. ASPECTS OF LOVE lebt von den zwischenmenschlichen Beziehungen. Auf der Bühne und sicherlich auch manchmal backstage!


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