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Ganz neu, ziemlich neu, immer wieder neu!

Die vier Musicals, die Anfang Oktober Premiere hatten, zeigen aufs Neue ganz unterschiedliche Ausprägungen des Genres. Zwei von ihnen kratzen hör- und sichtbar an dessen Grenzen.

THE GOODBYE GIRL (DER UNTERMIETER) am Theater Bielefeld

LIEBE, MORD UND ADELSPFLICHTEN am Landestheater Detmold

Teaser zu LAST PARADISE LOST am Pfalztheater Kaiserslautern

Vier Musicalpremieren brachte der 2. Oktober, und man kann an ihnen abermals die enorme Spannbreite dieses „populären“ Genres erkennen.

NEXT TO NORMAL (Coburg) ist eins jener Musicals mit ungewöhnlichem Thema. Dass es „ernste“ Musicals gibt, wird zwar auch heute noch gelegentlich zur Besonderheit erklärt, als hätte es WEST SIDE STORY und ANATEVKA nie gegeben. Das Rockmusical von Tom Kitt und Brian Yorkey indessen reizt mit der Innenansicht einer dysfunktionalen Familie und der Schilderung einer bipolaren Störung die Grenzen des Genres energisch aus. Und das geht: NEXT TO NORMAL war ein großer Erfolg in New York und hat seit seiner deutschen Erstaufführung 2013 viele Neuinszenierungen erfahren.

LAST PARADISE LOST (Kaiserslautern) ist ein Beispiel dafür, wie sich die Musikrichtung Rock (genauer: der ProgRock der Band Vanden Plas) mit mittelalterlichem Thema und opernhaftem Gestus zu einem organischen Ganzen verknüpfen. Das Autoren- und Regieteam stellte dies bereits vor einigen Jahren mit EVERYMAN unter Beweis – auch dies ein Musical mit bereits sehr bemerkenswerter Aufführungsgeschichte.

HEUTE ABEND: LOLA BLAU (Nordhausen) bedarf eigentlich kaum noch erklärender Worte. Das Ein-Personen-Musical von Georg Kreisler mit Begleitung am Klavier ist das wohl berühmteste Beispiel für eine anrührende und doch durchaus brisante Lebensgeschichte, die sich noch jeder charismatischen singenden Schauspielerin angeschmiegt hat.

Schließlich THE GOODBYE GIRL – DER UNTERMIETER (Bielefeld): Das ist eine feine romantische Komödie – jeder weiß, wie es endet (gut natürlich), aber der Weg dahin ist von reichlich Streit, Witz und Romantik begleitet. In diesem Fall treffen durchaus gepfefferte Dialoge von Neil Simon („Sonny Boys“) mit den Songtexten von David Zippel (DIE FRAU IN WEISS) und der melodiösen, üppig instrumentierten Musik von Marvin Hamlisch („A Chorus Line“) zusammen. Das gewisse Extra ist ein Übersetzungsexperiment – gerade bei diesem Stück lag es nahe, die Texte der weiblichen Rollen von einer Übersetzerin (Laura Friedrich Tejero) und die der männlichen von einem Übersetzer (Roman Hinze) verdeutschen zu lassen.

Bei dieser Gelegenheit ein herzlicher Verlagsdank an die beteiligten Theater, die allesamt wertvolle Partner sind – schöne Erinnerungen stellen sich ein an Premieren wie THE PIRATE QUEEN (Nordhausen, Deutschsprachige Erstaufführung), DIE STUMME SERENADE (Wiederentdeckung in Coburg), EVERYMAN (Uraufführung in Kaiserslautern), BONNIE & CLYDE (Bielefeld, DSE) und einige mehr!


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