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Kommerz und Herz - THE PAJAMA GAME in neuer Übersetzung

In der Doppelrolle als Übersetzer und Regisseur beschäftigt sich Felix Seiler mit 7 1/2 CENT (THE PAJAMA GAME).

Felix Seiler hat 7 1/2 CENT (THE PAJAMA GAME) neu übersetzt und wird dieses Musical bei den Schlossfestspielen Ettlingen auch inszenieren (Foto: privat).

THE PAJAMA GAME 2014 im Londoner West End

Der größte Hit aus THE PAJAMA GAME: "Hernando's Hideaway"

Teaser der Schlossfestspiele Ettlingen

THE PAJAMA GAME wurde nach der Weltpremiere 1955 mit dem Tony als bestes Musical ausgezeichnet, und seine zeitlose Story brachte ihm rund ein halbes Jahrhundert später denselben, begehrten Preis ein – diesmal als bestes Revival. In Deutschland wurde dieses Musical bisher selten aufgeführt und wird nun bei den Schlossfestspielen Ettlingen in neuer deutscher Fassung aufgeführt. Felix Seiler hat das Stück übersetzt und wird in Ettlingen auch Regie führen. Zur Wiederentdeckung gibt es auch einen neuen deutschen Titel: 7 1/2 CENT - denn um diese nur scheinbar kleine Lohnerhöhung geht es, unter anderem... Wir haben mit Felix Seiler über Stück und Übersetzung gesprochen.

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Haben Sie eine Schwäche für klassische Musicals?

Vielleicht insofern, dass klassische Musicals in der Erzählung zwar Konventionen folgen, die uns heute manchmal altmodisch vorkommen, dafür aber in der Art und Weise, wie jede musikalische Nummer ihren verdienten Platz hat oder auch wie selbst kleine Figuren dramaturgisch auserzählt werden, von wirklichem Handwerk zeugen. Das vermisse ich bei neueren Musicals leider oft und da hat man bei vielen (nicht allen!) klassischen Musicals doch den Eindruck, dass bei allem Kommerz, eben auch viel Herz darin liegt.

Wie schafft man es als Regisseur, in ein charmantes Musical wie 7 ½ CENT auch eine gewisse aktuelle Brisanz zu bringen? Immerhin geht es nicht zuletzt auch um Auseinandersetzungen zwischen Belegschaft und Leitung eines Unternehmens?

Der Kern ist immer das Stück selbst: Ist die Relevanz nicht mehr da, bringt es auch nichts, am Stück herumzudoktern oder zwanghaft zu aktualisieren. Und 7 ½ CENT hat seine Relevanz nicht verloren: wo muss man im Privaten eine Grenze ziehen, weil man sonst Gefahr läuft, seine Ideale zu verraten - das ist auch heute noch aktuell. Trotzdem darf man nicht den Fehler machen, das Stück einfach direkt in die Gegenwart zu schleifen, und es wäre auch verkehrt, museal die 50er Jahre nachzubuchstabieren. In meinem Verständnis tauchen Darsteller von heute in eine historische Zeit ein, ohne sich dabei verleugnen zu müssen, und das ergibt eine frische und spannende Reibung.

Was hat Ihnen an der Übersetzung Spaß bereitet, welche Schwierigkeiten gab es dabei?

Großen Spaß hat es gemacht, an der Komik des Stücks zu arbeiten, die sich sofort überträgt, und auch, wie schon eingangs erwähnt, dass Szenen und Figuren insgesamt einfach gut gebaut und sehr stimmig sind. Es ist eine Welt, in die man auch sprachlich sofort eintauchen kann. Schwieriger war es, damit umzugehen, dass bei einigen Figuren im Englischen über "Slang" die soziale Klasse angedeutet werden soll. Unabhängig davon, dass das im Deutschen schnell unwirklich und gekünstelt wirkt, taucht dieser Aspekt der sozialen Herkunft inhaltlich sowieso an vielen Stellen auf. Deshalb finde ich, das sichtbar zu machen, muss mehr die Arbeit des Regisseurs als die des Übersetzers.

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Premiere von 7 1/2 CENT (THE PAJAMA GAME) in der neuen Übersetzung und Inszenierung von Felix Seiler ist am 23. Juni bei den Schlossfestspielen Ettlingen. Weitere Vorstellungen folgen bis einschließlich 6. August.


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