DOKTOR SCHIWAGO ist ein bedeutender Roman des 20. Jahrhunderts, der seinem Autor Boris Pasternak den Nobelpreis einbrachte, aber wohl zu einem guten Teil erst durch seine Verfilmung weltweit bekannt wurde. Der 1965 gedrehte Film machte Omar Sharif zum Star, wurde mit Oscars gekrönt und ist ein Klassiker bis heute. Natürlich musste der weit ausgreifende Roman schon bei der Bearbeitung für die Bedürfnisse des Kinos Federn lassen und wurde vom großen Zeitpanorama im Russland des frühen 20. Jahrhunderts auf die Dreieckskonstellation „Titelheld zwischen zwei Frauen“ konzentriert.
„Kraftvoll, vielfältig und gut gestaltet“ fand ein schwedischer Kritiker das Musical DOKTOR SCHIWAGO von Lucy Simon (Musik), Michael Weller (Buch), Michael Korbie und Amy Powers (Gesangstexte). Eine andere Zeitung schrieb, man könne das Werk „als russische LES MISERABLES beschreiben. (…) DOKTOR SCHIWAGO bietet etliche potenzielle zukünftige Musicalhits, spannende Kampfgesänge und bewegende Liebesballaden. Besonders die Duette und Ensemblenummern sind hierbei hervorzuheben“. Natürlich hat Lucy Simon (bekannt als Komponistin von „Der geheime Garten“) in ihrer Musik auch russische Töne angeschlagen, jedoch ohne anbiedernd folkloristisch zu werden. Zeitgenössische Musicalsounds prägen ihre Komposition ebenso stark, und etliche Nummern haben Ohrwurmqualitäten. Die Musik – bestens in die Handlung integriert – holt gewissermaßen auch den historischen Hintergrund, die Revolution, die Wirren der ersten kommunistischen Jahrzehnte, in die komplexe Liebesgeschichte zurück. DOKTOR SCHIWAGO ist im guten Sinne traditionell in seiner dramaturgischen und musikalischen Anmutung – mit angemessen klangstarker Instrumentation, charakterstarken Rollen und attraktiven szenischen Möglichkeiten.
Wir wollen nicht verschweigen, dass DOKTOR SCHIWAGO am Broadway Schiffbruch erlitten hat. Die Schärfe der Kritiker dort steht indessen in einem bemerkenswerten Widerspruch zu dem großen Erfolg, den dieses Musical zuvor in Australien hatte. Den Vergleich mit LES MISERABLES, der in New York ausschließlich negativ gesehen worden ist, könnte man durchaus auch als Vorzug sehen, hatte doch auch dieses Musical in den USA zunächst keinen leichten Stand und avancierte demgegenüber in Europa schnell zum Dauerbrenner. In der deutschen Zeitschrift "Musicals" wurde denn auch die Broadway-Premiere wesentlich differenzierter beurteilt. Dort schreibt der Rezensent Didier C. Deutsch von Lucy Simons "lyrischer, hörenswerter Musik, die das Geschehen durchaus erhellt und deren Melodien einen schönen Kontrapunkt zur Handlung bilden". In der "geschmeidigen Regie von Des McAnuff" brächten die Hauptdarsteller "alle genau die Energie ins Geschehen, die das Publikum fesselt und den Abend spannend macht". Das Stück erweise sich letzten Endes als "wesentlich bewegender und unterhaltsamer, als uns die Verrisse glauben machen wollten". In der aktuellen Ausgabe von "Musicals" befördert der Rezensent die kürzlich erschienene Aufnahme der Broadwaypremiere gar zur "Cast-CD des Monats". Es handele sich hier um "große Gefühle, große Melodien, großes Musical".
Weitere Details zum Musical finden Sie mit diesem Link. Die deutsche Fassung wurde mit großem Erfolg im Januar 2018 an der Musikalischen Komödie Leipzig erstaufgeführt.
