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Knuffig, vertraut, sentimental, komplex, walzerselig, fesselnd: Das alles ist Musical

Auch in den April-Ausgaben der Zeitschriften "Musicals" und "Blickpunkt Musical" gibt es etliche Rezensionen von Musik-und-Bühne-Stücken.

GRAND HOTEL in Linz (Foto: Landestheater/Reinhard Winkler)

DAS LÄCHELN EINER SOMMERNACHT in München (Foto: Gärtnerplatztheater/Thomas Dashuber)

GRAND HOTEL in Linz (Trailer)

DAS LÄCHELN EINER SOMMERNACHT in München (Stückeinführung)

ANATEVKA (THE FIDDLER ON THE ROOF) - Aufnahme des aktuellen Broadway-Cast-Albums

Proben zu KISMET in Wien

In der Musicals-Rezension von DAS LÄCHELN EINER SOMMERNACHT am Gärtnerplatztheater München wundert sich der Kritiker, warum dieses "walzerselige Musical" nicht öfter aufgeführt wird: "Da das Werk mit singenden Schauspielern und spielfreudigen Opernsängern an jedem Dreispartenhaus relativ problemlos aus dem Ensemble zu besetzen sein sollte, hätte einem nachhaltigen Erfolg auf deutschen Stadttheater-Bühnen eigentlich nichts im Wege stehen dürfen“, heißt es. Immerhin: In kaum einem Jahr sind zwischen Juli 2015 und Mai 2016 drei große Neuinszenierungen zu verzeichnen!

GRAND HOTEL sei "trotz seiner sentimentalen Grundstimmung (...) mit seinen verschränkten Handlungen ein höchst komplexes Werk, das nicht nur für Leading Team und Darsteller eine Herausforderung ist, sondern auch eine erhöhte Aufmerksamkeit des Publikums erfordert", heißt es in der Rezension der Linzer Premiere in "Musicals", und weiter: "Natürlich bleibt die Frage, welche Relevanz GRAND HOTEL in unserer heutigen Zeit hat. Ist es nur aus einem sentimental-nostalgischen Gefühl zu verstehen oder gibt es vielleicht doch Parallelen zur Gegenwart? Wir sind gar nicht so weit von den 1920er Jahren entfernt. (...) Wie in GRAND HOTEL verlagert sich der Fokus immer mehr auf die persönlichen Probleme, um die Probleme außerhalb auszuschalten. (...) Das große Ganze wird dabei oft übersehen. Ein Tanz auf dem Vulkan. Die goldenen Zwanziger waren bei weitem nicht so glänzend, wie ein verklärtes historisches Bild es uns oft weismachen will. Damit zu spielen, wäre in einer Inszenierung spannend.“

Anlässlich der Wiesbadener Neuinszenierung von FRÜHLINGS ERWACHEN zieht die "Musicals"-Rezension eine Schlussfolgerung allgemeiner Art: „Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ein amerikanisches Autorenteam ausgerechnet im deutschsprachigen Literatur-Schulstoff-Kanon fündig geworden ist, um ein packendes, fesselndes und ungemein bewegendes Musical-Drama zu schreiben, während hierzulande gleichzeitig mangels eigener Alternativen über alle Maßen das Ausbleiben neuer massentauglicher Musical-Importe aus dem angelsächsischen Raum bedauert wird. Mit SPRING AWAKENING haben Komponist Duncan Sheik und Buchautor und Songtexter Stephen Sater indes ein Werk geschaffen, das noch viele Jahre auf unseren Bühnen zu sehen sein wird.“

„Manche Musicals sind von einer Beständigkeit, die über allem steht, was wir als Weiterentwicklung dieses Genres betrachten und schätzen", schreibt "Musicals" anlässlich des ANATEVKA-Revivals in New York. "Es fühlt sich einfach wie Heimat an, wenn dieses Musical auf dem Spielplan steht, knuffig und vertraut wie ein alter Pulli oder ein geliebtes Paar Hausschuhe.“ Die Zeitschrift "Blickpunkt Musicals" sieht die Produktion ganz aus aktueller Perspektive: "Genau zur rechten Zeit – einer Zeit, in der Europa und die gesamte Welt mit einer tragischen Migrationswelle, religiösem Extremismus und einem Ausmaß an unprovozierter Gewalt, wie man sie seit 70 Jahren nicht gesehen hat, konfrontiert sind – kehrt FIDDLER ON THE ROOF an den Broadway zurück, um uns heutige Amerikaner zu ermahnen und an die zahlreichen Opfer zu erinnern.“

"Blickpunkt Musicals" ist von NEXT TO NORMAL (Premiere in Dortmund) überzeugt: Dieses Musical verstehe "wie kein zweites, die ernste Thematik des Kampfes einer manisch-depressiven Mutter gegen die inneren Dämonen (und dessen Auswirkungen auf die gesamte Familie) so beeindruckend unverkrampft und gerade deshalb auch gleichzeitig so emotional berührend umzusetzen. Kein Wunder also, dass NEXT TO NORMAL im Jahr 2010 sogar mit einem Pulitzer-Preis als ‚Bestes Drama’ geadelt wurde.“

Inhaltlich am anderen Ende des Musical-Spektrums findet sich COPACABANA - pure Unterhaltung, neu in Coburg: „Das Landestheater wagt sich an das Kultmusical von Barry Manilow in der deutschen Version von Roman Hinze – und mixt mit dieser Inszenierung von einer eigentlich eher unspektakulären Story einen wahrlich exzellent launigen Mojito", heißt es in "Blickpunkt Musical". Das Stück sei "Barry Manilows Liebeserklärung an die farbenfrohen Technicolor-Musicals aus dem Hollywood der Vierzigerjahre.“

Ganz nostalgisch gab sich die Wiener Volksoper mit einer konzertanten Aufführung von KISMET: "Das (bei der Uraufführung 1953) von der Presse nicht gerade umjubelte Stück hatte das Glück, dass eben diese Rezensionen auf Grund eines Zeitungsstreiks erst publik wurden, nachdem sich das Publikum eine eigene Meinung gebildet hatte", schreibt der Rezensent in "Blickpunkt Musical" und hebt hervor: "Bei der Tony-Verleihung errang das Stück 1954 den wichtigsten Preis als bestes Musical. Zudem wurden der beste Hauptdarsteller, die beste musikalische Leitung und die Buchautoren Luther Davis und Charles Lederer ausgezeichnet". Reizvoll auch für andere Theater in Deutschland, Österreich und der Schweiz könnte die abschließende Beobachtung sein: "Angelehnt an das New Yorker Original wird durchweg mit klassischem Gesang gearbeitet – nur ganz vereinzelt werden Musicaltechniken wie Belt eingesetzt.“

Die Internetseiten der beiden zitierten Zeitschriften: Musicals und Blickpunkt Musical. 


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