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Stücke für die Zeit danach

3 x 3 Werke aus unserem Katalog können zur Reflektion krisenhafter Epochen dienen – eindringlich, melancholisch oder frohgemut.

„Schwierige Zeiten lassen uns Entschlossenheit und innere Stärke entwickeln“, soll der Dalai Lama gesagt haben. Wie man mit schwierigen Zeiten, akut oder auch im Rückblick, umgeht, ist aber eine sehr individuelle Angelegenheit. Nimmt man alles überaus ernst? Wird man eher melancholisch? Oder nimmt man es leichter?

Es gibt vielleicht kein Richtig und Falsch dabei, aber es wird auch Aufgabe des Theaters sein, die Vielfalt von Einstellungen und Haltungen gegenüber dem Erlebten widerzuspiegeln und auszuwerten. Um dazu anzuregen, stellen wir Ihnen hier „drei mal drei“ Werke aus unserem Katalog vor, die auf unterschiedlichste Weise die Merkmale und Folgen schwieriger Zeiten reflektieren.

 

3 x eindringlich

EVERYMAN (JEDERMANN) ist ein ikonischer literarischer Stoff. Er geht auf ein englisches Moralitätenspiel aus dem 15. Jahrhundert zurück. Diese Fassung, vertont von der Rockband VandenPlas, entfaltet in rätselhaft schöner, mittelalterlich angehauchter Sprache die Geschichte um den reichen, maßlosen, rätselhaften Jedermann, der erst in der Konfrontation mit dem Tod zur Besinnung kommt, einen besonderen Reiz. EVERYMAN hat seit 2015 in Kaiserslautern, Münster, Innsbruck und Pforzheim für begeisterte Reaktionen und ausverkaufte Säle gesorgt.

IMAGINE THIS, 2008 am Londoner West End aufgeführt, ist eine persönliche Reise durch eine der verzweifelten Perioden der Geschichte. Das Musical lässt die Frage bewusst offen, ob es zulässig ist, in einer lebensbedrohlichen, unfreien Situation für Unterhaltung zu sorgen. Und so ist IMAGINE THIS auch ein Stück darüber, wie das Lachen die Angst vertreiben kann, wie Freiheit in der Phantasie entsteht und über eine Liebe, die keine Grenzen kennt. IMAGINE THIS hat eine mittlere Besetzung sowie ein kleineres Orchester und ist zur professionellen deutschsprachigen Erstaufführung noch frei.

JEKYLL & HYDE ist ein großes, bewegendes Musical in klassischem Stil und erweckt Stevensons Erzählung zu neuem Leben. Der Arzt Henry Jekyll glaubt, das Gute im Menschen vom Bösen trennen zu können. Seine Experimente lassen ihn in seine eigenen Abgründe blicken. Frank Wildhorns Musicalisierung ist eins der erfolgreichsten Werke des Genres.

 

3 x melancholisch

Der Stoff des in neuer Fassung vorliegenden Lloyd-Webber-Musicals THE WOMAN IN WHITE wurde in den deutschsprachigen Ländern durch die Peter-Schamoni-Verfilmung von Wilkie Collins' Schauerroman DIE FRAU IN WEISS bekannt. Collins war einer der berühmtesten und erfolgreichsten Autoren der viktorianischen Epoche und begründete das Genre des "mystery thriller". Im Mittelpunkt stehen die junge Laura und ihre scheinbare Doppelgängerin Anne (in Wirklichkeit Lauras Halbschwester). Wider besseres Wissen heiratet Laura den dubiosen Sir Perceval Glyde, der auf ihr ererbtes Vermögen aus ist und Mordpläne schmiedet.

Viele Dejà-Vus sind von I DO! I DO! I DO! I DO! zu erwarten – einer heiter-melancholischen Ehegeschichte über fünfzig Jahre hinweg, von der turbulenten Hochzeit bis zum Umzug ins Seniorenheim. Das Werk liegt in neuer Fassung (für vier Paare) und zeitgemäßer Übersetzung vor. Es geht um Beruf, Emanzipation, Erziehung, Zufriedenheit, Frust, Euphorie und Müdigkeit, um die Gefahr des Scheiterns und um die Kunst, loslassen zu können.

Die tragisch umhauchte Geschichte von Franz Lehárs Operette DER ZAREWITSCH gilt als "typisch" für das Patentrezept der späteren Lehár-Bühnenwerke: Opernhaft, ernst und fokussiert auf die tenorale Hauptrolle. Der Musikwissenschaftler und Arrangeur Henning Hagedorn hat sich - nach den durchschlagenden Erfolgen seiner gemeinsam mit Matthias Grimminger erarbeiteten Paul-Abraham-Neufassungen - den erhaltenen Quellen und Materialien zum ZAREWITSCH gewidmet und eine Rekonstruktion der Urfassung mit zusätzlicher Musik vorgelegt, die dem Stück überraschend schmissige und auch frivole Aspekte hinzufügt.

 

3 x frohgemut

Das übersichtlich besetzte Musical LITTLE MISS SUNSHINE (zur DSE frei) hat Ähnlichkeiten mit NEXT TO NORMAL, zeigt aber die familiären Fehlfunktionen von der anderen Seite, nämlich witzig und pointensicher. Eher notgedrungen macht sich eine ziemlich ungewöhnliche Familie auf die Reise, um die Tochter an einer jugendlichen Schönheitskonkurrenz teilnehmen zu lassen – zahlreiche Überraschungen sind garantiert, und die größte davon kommt zum Schluss: Man mag sich nämlich doch.

Ebenfalls zur DSE verfügbar ist das vielfach preisgekrönte Musical A GENTLEMAN’S GUIDE TO LOVE AND MURDER: Ein junger, verarmter Adliger entdeckt eine einträgliche Erblinie und eliminiert kurzerhand und nonchalant alle vorrangigen Anwärter. So ganz geht sein Plan allerdings nicht auf... Die als Film unter dem Titel „Adel verpflichtet“ bekannte Story ist klassisch komödiantisch, very british und bietet innerhalb eines kleinen Cast äußerst saftiges Rollenfutter. 

Wer eine Operette in kleiner bis variabler Besetzung (und ohne Chor!) sucht, kommt an dem Überraschungserfolg der letzten Jahre nicht vorbei: Paul Abrahams MÄRCHEN IM GRAND-HOTEL wurde in kürzester Zeit mehrfach inszeniert, und egal ob Studiofassung oder große Ausstattungsgala: Theaterleute, Musiker*innen und Publikum waren begeistert. Operettentypische Schachzüge, vom Jazz durchdrungene Musik und auffällig moderne Mediensatire verbinden sich einträchtig zu einem Bühnenvergnügen, das laut an die Tür zum Musical pocht.


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