Zwei Erstaufführungen werden in diesem Jahr bei den Festivals im österreichischen Gmunden (Musicalfrühling) und im badischen Ettlingen (Schlossfestspiele) zu sehen sein. Während DIE FRAU IN WEISS (orig. THE WOMAN IN WHITE) von Andrew Lloyd Webber erstmals überhaupt im deutschsprachigen Gebiet in deutscher Sprache präsentiert wird, erklingt der Musicalklassiker 7 ½ CENT (THE PAJAMA GAME) in einer neuen Übersetzung.
Ein früher Thriller – THE WOMAN IN WHITE
Andrew Lloyd Webbers Musical THE WOMAN IN WHITE wurde in einer ersten Fassung 2004 in London und 2005 in New York gezeigt. Rund zehn Jahre später schrieben Lloyd Webber und seine Mitautoren die Show in ein kleineres Format um, so wie es Lloyd Webber ohnehin ursprünglich im Sinn gehabt hatte.
Die Aufführung dieser neuen Version 2017 im Londoner Charing Cross Theatre stieß bei Rezensenten und Publikum auf breite Anerkennung.
DIE FRAU IN WEISS wurde hierzulande vor allem als Fernsehmehrteiler populär – in den 1970er Jahren zählte die WDR-Produktion mit Heidelinde Weis in der Titelrolle zu den inzwischen legendären „Straßenfegern“.
Dieser literarische Stoff, mit dem der Autor Wilkie Collins 1860 das Genre der „Mystery Novel“ begründete, ist absolut zeitlos: Auf das Musical von Andrew Lloyd Webber folgte 2018 eine neue Miniserie der BBC, und dies sind nur zwei von zahlreichen Adaptionen.
Im Mittelpunkt stehen die junge Laura und ihre scheinbare Doppelgängerin Anne (in Wirklichkeit Lauras Halbschwester), genannt "die Frau in Weiß". Obwohl Anne ihr einen warnenden Brief schreibt, heiratet Laura ihren Bräutigam Sir Percival Glyde, der auf ihr ererbtes Vermögen aus ist und - unterstützt von dem dubiosen Count Fosco - Mordpläne schmiedet.
Nach einigen Irrungen und Wirrungen gelingt es Lauras früherem Zeichenlehrer Walter, der in sie verliebt ist, und ihrer sanften Schwester Marian schließlich, die junge Frau zu retten.
In der Übersetzung von Wolfgang Adenberg inszeniert Markus Olzinger die deutschsprachige Erstaufführung beim renommierten Musicalfrühling im oberösterreichischen Gmunden. Premiere ist am 8. April. Auf der Bühne stehen u.a. Yngve Gasoy-Romdal, Carin Filipčić, Elisabeth Sikora und Gerd Achilles.
Rassige Musicalnostalgie – THE PAJAMA GAME
Ein Musical ganz anderer Art ist THE PAJAMA GAME, das in der neuen Übersetzung von Felix Seiler den deutschen Titel 7 ½ CENT trägt.
Um diese heute bescheiden anmutende, zur Entstehungszeit des Buchs in den 1950er Jahren aber durchaus relevante Lohnerhöhung geht es der Belegschaft einer Fabrik für Schlafanzüge – das birgt einigen Sprengstoff für die Beziehung zwischen dem engagierten Produktionsleiter Sid und der Arbeitnehmervertreterin Babe. Man muss nicht lange rätseln: Natürlich wird aus dem beruflichen Hickhack schließlich eine private Liebe…
An der Broadway-Erstaufführung dieses Musicals 1954 wirkten u.a. Jerome Robbins und Bob Fasse mit, und THE PAJAMA GAME ist - mit dem ikonischen Ohrwurm "Hernando's Hideaway" - in den USA bis heute ein absoluter Klassiker. In Deutschland wurde es zwar schon 1956 erstaufgeführt, geriet aber wie viele andere Schätze des Genres in Vergessenheit.
Durchaus zu Unrecht, wie die Schlossfestspiele Ettlingen in einer Inszenierung von Felix Seiler und mit der Choreografie von Danny Costello ab 23. Juni beweisen wollen – und werden.