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Zwei Erstaufführungen und viele Klassiker

Von Theaterparodie bis Larger-than-Life-Show: Eine Presseschau der Premieren im November und Dezember.

BAJAZZO DARF NICHT PLATZEN in Pforzheim (Foto: Theater/Martin Sigmund)

BAJAZZO DARF NICHT PLATZEN in Pforzheim

SOMETHING ROTTEN! am English Theatre Frankfurt

COMPANY am Theater Koblenz

SUNSET BOULEVARD am Tiroler Landestheater Innsbruck

ANATEVKA am Saarländischen Staatstheater Saarbrücken

ANATEVKA am Theater Ulm

DER GRAF VON MONTE CHRISTO am Theater Lüneburg

GIUDITTA am Theater Ulm

BALL IM SAVOY am Theater Krefeld-Mönchengladbach

Für Ungeduldige - direkt zu den Stückinfos:

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Mit BAJAZZO DARF NICHT PLATZEN feierte im Dezember eine neue Version von LEND ME A TENOR im Theater Pforzheim ihre deutschsprachige Erstaufführung. Iin dieser Neubearbeitung der den täglichen Theaterwahnsinn karikierenden Verwechslungskomödie wird die überholte Praxis des Blackfacings durch das Anlegen einer Clownsmaske ersetzt. Entsprechend steht statt Verdis „Otello“ nun Leoncavallos „Pagliacci“ („Der Bajazzo“) auf dem Programm.

Birgit Metzbaur beschreibt das Stück in den Badischen Neuesten Nachrichten als „echte Boulevard-Komödie mit viel Musik und Tanz“ und lobt den „irrwitzigen Vertuschungs- und Verwechslungsspaß“. Die Musik sei „turbulent und witzig, mit einer schrillen Mixtur aus Big Band, Operette und natürlich Oper“. Michael Müller spricht in der Pforzheimer Zeitung von einem „Theaterspaß mit einer Mischung aus Big-Band-Sound, schmissigen Songs, rasanten Steppnummern, irrwitzigen Gangs und beliebten Opernzitaten“. Auch Dieter Schnabel lobt im Mühlacker Tagblatt die Produktion mit den Worten „Schlag auf Schlag von einer Überraschung zur anderen“.

Ein weiteres Musicalhighlight konnte man im English Theatre Frankfurt bewundern: Die deutsche Erstaufführung des Broadwayhits SOMETHING ROTTEN! von Wayne und Karey Kirkpatrick, in dem die Werke Shakespeares ebenso klug und unterhaltsam parodiert werden wie das Genre Musical selbst. Von einem „Riesenspaß“ spricht Sylvia Staude in der Frankfurter Rundschau, während bei Nicole Nadine Seliger in der FAZ von einem „mitreißenden Musical, das gute Laune macht“ die Rede ist. In der Hessenschau wird das Stück als „Mischung von ‚Monty Pythons Spamalot‘ und ‚Shakespeare in Love‘“ beschrieben.

Etwas ausführlicher geht Markus Gründig bei kulturfreak.de auf das außergewöhnliche Stück ein: „Die Autoren John O’Farrell, Wayne und Karey Kirkpatrick haben mit SOMETHING ROTTEN!ein rasantes Musical geschaffen, das unaufhörlich Referenzen zu etlichen anderen Musicals bietet.“ Dabei sei die Musik von SOMETHING ROTTEN! kein Eklektizismus. „Die schmissigen und eingängigen Songs sind“, so Gründig, „originell und vielseitig“.

Neben Neuproduktionen gab es auch eine ganze Reihe Genreklassiker, die in den vergangenen Monaten in neuen Inszenierungen Premiere hatten: So zeigt das Theater Koblenz mit COMPANY aktuell Stephen Sondheims ersten großen Musicalerfolg. Von einem „epischen New-York-Musical“ spricht Claus Ambrosius in der Rhein-Zeitung, während auf Musicalzentrale der Kern des Stücks treffend zusammengefasst wird: „Hinter einer glitzernden Komödienfassade untersucht COMPANY die Fragen des Zusammenlebens in unserer Gesellschaft.“

ANATEVKA, ein weiterer Musicalklassiker, der auch im 60jährigen Jubiläum seiner Broadway-Uraufführung nichts an Wirkung einbüßt, hatte an gleich zwei Theatern Premiere. Anlässlich der Produktion im Saarländischen Staatstheater schreibt Kurt Bohr im OPUS Kulturmagazin, ANATEVKA sei ein Stück, dass den „Nerv unserer Zeit in ganz besonderem Maße“ treffe. Die Dialoge seien „zumeist in feine Ironie getaucht, gepaart mit anreizendem Humor, der auch in schwierigsten Situationen noch durchschimmert.“ In der Sendung „Region am Sonntag“ des Saarländischen Rundfunks heißt es: „Diese Geschichte ist so überzeitlich, dass man das Stück immer aufführen kann. […] Im Großen und Ganzen handelt es sich um ein Plädoyer für Humanität, Freiheit und gegen Antisemitismus.“ Auch Dagmar Hub betont in der Neu-Ulmer Zeitung anlässlich der Premiere im Theater Ulm die Aktualität des Musicals, bei dem „die Parallelen zur traurigen Realität erstaunen“.

Mit Frank Wildhorns DER GRAF VON MONTE CHRISTO feierte auch im Theater Lüneburg jüngst ein weithin beliebtes Musical Premiere. Wildhorns Musik beschreibt Hans-Herbert Jenckel im Winsener Anzeiger als „höchst effektiv“, wobei sich der Komponist „für seinen Breitwand-Sound aus allen Genres“ bediene und so „maximales Pathos und Drama“ schaffe. André Böke spricht auf Musicalzentrale von „epischen Melodien“ und einer „opulenten Orchestrierung“. Weiter heißt es hier: „Wildhorns Stärke sind seine großen, episch klingenden Melodien und Songs, die sich von zurückhaltender Stille zu wahren Belting-Salven entwickeln.“

Auch im Operetten-Bereich gab es in den letzten Monaten spannende Premieren: Im Theater Ulm wurde Franz Léhars GIUDITTA aus dem Jahr 1934 gegeben, das laut Franziska Wolfinger in der Ausburger Allgemeinen noch immer „brandaktuell“ sei. Das Werk werde oft „in die Schublade ‚Operette‘ gesteckt“, so Wolfinger, „dabei erfüllt GIUDITTA  viele der typischen Operetten-Merkmale nicht – hat neben einigen heiteren Momenten nicht einmal ein Happy End, ist weder Komödie noch Tragödie“. Manfred F. Kubiak lobt in der Heidenheimer Zeitung die „lyrisch-dramatische Welt“ der „in Summe großartigen Partitur“ mit ihren „höchst gefährlichen Ohrwürmern“.

Ein besonderes Highlight bekam das Publikum schließlich im Theater Krefeld zu sehen: die Jazz-Operette BALL IM SAVOY von Operetten-Großmeister Paul Abraham. Von einer „spannenden Reise durch die Musik des frühen 20. Jahrhunderts“ spricht Markus Lamers im Opernfreund, während Klaus Niehörster in seiner Rezension für die Rheinische Post besonders die Ohrwurm-lastige Musik des „temporeichen und schwungvollen Stücks“ lobt: „Bleibende Eindrücke vermittelten langsame Walzerklänge, gefühlsbetonte Solonummern, Melodien werden immer wieder aufgegriffen.“

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Eine ausführliche Fassung dieser Presseschau mit weiteren Ausschnitten aus Rezensionen können Sie hier als pdf-Datei herunterladen.


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