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Auf nach Sachsen (2): Doppelpack Stephen Sondheim

Zwei Größen des Broadways werden in Dresden und Radebeul mit herausragenden Produktionen gewürdigt. Zum zweiten: Stephen Sondheim.

FOLLIES in Dresden (Fotos: Staatsoperette/Vincent Stefan)

FOLLIES am Broadway (2011)

Trailer der Landesbühnen Sachsen zu SONNTAGS IM PARK MIT GEORGE

Jake Gyllenhaal singt "Finishing the Hat"

Nachdem ONE TOUCH OF VENUS die langjährige Intendanz von Wolfgang Schaller an der Staatsoperette beschloss, startete seine Nachfolgerin Kathrin Kondaurow mit einer ähnlich gewichtigen Wiederentdeckung - FOLLIES von Stephen Sondheim, in neuer deutscher Fassung von Martin G. Berger. „Was für ein großartiges Stück! Was für eine überaus gelungene Premiere!“, schwärmte MDR Kultur von dem „heftig beklatschten Abend“. Für die Dresdner Morgenpost ist FOLLIES „dynamisches, packendes Großstadttheater“, und Musik in Dresden resümiert: „Die neue Dresdner Inszenierung hat das Zeug zum Kultstück“.

Sowohl die Originalproduktion (New York 1971) als auch ein großes Revival am Londoner West End (1987) liefen je über 500 Mal. Erneut machte FOLLIES 2017 am National Theatre in London Furore, in einer sorgfältigen, an der Originalfassung orientierten Produktion, deren Regisseur Dominic Cooke dieses Musical ausdrücklich „als Klassiker“ in Szene setzte. FOLLIES sei „ein Tschechow-Schauspiel mit Show-Einlagen“, meint sein Dresdner Kollege Martin G. Berger und betont, dass diese scheinbaren Einlagen immer direkt mit der Handlung und ihren Hauptfiguren - zwei Paaren um die 50 - verknüpft seien.

Es geht hier um den Umgang mit der Vergangenheit und der eigenen Erinnerung daran, um die Auswertung von Fehlern und die Scheu vor Alternativen. Dass die beiden Paare in FOLLIES mit ihren jüngeren „Alter Egos“ konfrontiert werden, macht dieses Musical gleichsam auch zum Generationenstück, das alle Altersgruppen im Publikum anzusprechen vermag.

Damit nicht genug: Einige Wochen vor FOLLIES brachten die Landesbühnen Sachsen in Radebeul, einer direkten Nachbarstadt Dresdens, ein weiteres, davon ganz verschiedenes Sondheim-Musical heraus, nämlich die Künstlergeschichte SONNTAGS IM PARK MIT GEORGE. In ebenfalls neuer Übersetzung von Robin Kulisch (ein „Glücksfall“, meinten die Dresdner Neuesten Nachrichten) inszenierte Sebastian Ritschel dieses Musical als Dialog zwischen Kunst und Leben.

Der Kunstgriff von Sondheim und seinem Buchautor James Lapine, den ersten Akt um den pointillistischen Maler Georges Seurat und den zweiten um dessen Nachfahren, einen jungen zeitgenössischen Künstler, zu gestalten, offenbart anrührende Parallelen und Verbindungen zwischen Zeiten und Menschen. „Wie der Maler seine Menschen hingetupft hat, so gibt ihnen der Komponist mit Varianten des Minimalismus immer wieder sensible Klangmomente“, heißt es in der bereits zitierten Rezension der DNN. In der Musicalzentrale wurde hervorgehoben, dass sich neben zwei Musicaldarstellern in den Hauptrollen das hauseigene Musiktheaterensemble bewährt habe. Dem Fazit des Kritikers schließen wir uns gerne an: „Bleibt zu hoffen, dass jetzt auch andere Intendanten den Mut haben, dieses Stück wieder auf den Spielplan zu setzen.“

FOLLIES ist im Spielplan der Staatsoperette Dresden 13 Mal bis Mitte April im Spielplan (Termine). Die Landesbühnen Sachsen zeigen SONNTAGS IM PARK MIT GEORGE in dieser Saison nur noch drei Mal (Termine). Die jeweilige Übernahme in die Spielzeit 2020/21 ist vorgesehen.


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