Die Uraufführung des Musicals BRIEFE VON RUTH, das die Gattungsgrenze zur Kammeroper streift, sorgte für großes Interesse beim Musicalfrühling Gmunden 2023. Nun kam eine Neuinszenierung in der Kammeroper Wien heraus, einer Spielstätte des Musiktheaters an der Wien. Weitere Vorstellungen folgen bis einschl. 16. März. Dirigent ist Herbert Pichler, Philipp Moschitz führte Regie und die beiden weiblichen Hauptrollen verkörpern Emily Mrosek (Ruth Maier) und Dorothea Maria Müller (Gunvor Hofmo), die Übersetzung ist von Elisabeth Sikora.
Weitere Informationen gibt es auf der Website des Theaters an der Wien. Am 9. März findet ein begleitendes Symposium statt (siehe unten).
Ein jüdisches Schicksal zwischen Wien und Norwegen
BRIEFE VON RUTH von Gisle Kverndokk (Musik und Libretto, Komponist von FANNY UND ALEXANDER) und Aksel-Otto Bull (Libretto) thematisiert das Leben von Ruth Maier, einem jüdischen Mädchen aus Wien, das 1939 mit 19 Jahren vor den Nazis nach Norwegen flieht.
Sie fühlt sich dort wohl, trotz der Trennung von ihrer Familie, und kann eine Freiheit genießen, wie sie in Wien nicht möglich gewesen wäre. Erst mit der Besetzung Norwegens ändert sich dies.
Das Musical zeigt im Spiegel des persönlichen Schicksals von Ruth Maier die beunruhigend aktuell wirkende Entwicklung von einer freiheitlichen Gesellschaft zu einem autoritären Regime, sei es affirmativ in Österreich oder durch schiere militärische Gewalt in Norwegen.
Vierfach preisgekrönt
Besondere Anerkennung bekam BRIEFE VON RUTH schon bald nach der Uraufführung. Bei der Verleihung des Deutschen Musicalpreises wurden das Werk und daran Beteiligte in vier Kategorien ausgezeichnet:
- Bestes Musical 2023
- Beste Komposition: Gisle Kverndokk
- Beste Darstellerin in einer Hauptrolle: Jasmina Sakr (als Ruth Maier)
- Beste Darstellerin in einer Nebenrolle: Tamara Pascual (als Gunvor Hofmo)
"Gefühlvoll, romantisch" - aus den Rezensionen zur Uraufführung von BRIEFE VON RUTH
„Gisle Kverndokk hat eine anspruchsvolle wie zugängliche Musik voll herzenswarmer Melodien geschaffen.“ (nachrichten.at)
„(Die Musik ist) gefühlvoll, romantisch und dann wiederum, passend zum Bühnengeschehen, Ausdruck einer entmenschten, verbrecherischen Ideologie. (…) Freilich, eine Hoffnung stirbt zuletzt: Dass nämlich all jene, die immer noch den Holocaust leugnen oder sich entsprechenden ideologischen Verirrungen hingeben, BRIEFE VON RUTH hören und sehen mögen.“ (volksblatt.at)
Weitere Pressestimmen | Mehr Infos über das Werk
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Leben und Lieben in Zeiten des Hasses
Ein Symposium zu BRIEFE VON RUTH
9. März, 11-17 Uhr
Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Theaters an der Wien
Im Zentrum von Gisle Kverndokks und Aksel-Otto Bulls 2023 uraufgeführtem Musical BRIEFE VON RUTH steht das Leben von Ruth Maier (1920–1942). Der Wiener Jüdin gelang 1939 die Ausreise nach Norwegen. Im November 1942 wurde sie dort verhaftet, nach Auschwitz deportiert und ermordet. Zahlreiche Briefe und ihr umfangreiches Tagebuch legen Zeugnis über ein viel zu früh beendetes Leben und ein tragisches Schicksal ab. Im Rahmen des Symposiums Leben und Lieben in Zeiten des Hasses möchten wir all den Themen Raum geben, die das Leben der „norwegischen Anne Frank“ geprägt haben und die auch in der heutigen Gesellschaft längst nicht überwunden sind: Antisemitismus, Queerfeindlichkeit sowie Gewalt gegen Minoritäten. Neben Vorträgen, Lesungen und Diskussionsrunden sollen – ausgehend von Ruth Maiers Begeisterung für Theater und Literatur – auch künstlerische Beiträge bezeugen, welche Schlüsselrolle Musik, Theater und Poesie bei der Förderung von Toleranz und Empathie spielen.