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Große Oper für kleine Menschen

Neu bei Musik und Bühne: Klassiker des Opernrepertoires in Bearbeitungen für Kinder zwischen fünf und zehn.

PIRATEN FLUCHEN NICHT in Dortmund 2015 (Foto: Oper Dortmund, Anke Sundermeier, Stage Pictures)

Der Erstkontakt von Kindern mit der Oper ist heikel – wohl die wenigsten jungen Zuschauer wären begeistert, wenn sie ohne Weiteres ein mehrstündiges Musiktheaterwerk vorgesetzt bekämen. Die erfahrenen Dramaturgen Wiebke Hetmanek (Staatstheater Nürnberg) und Johann Casimir Eule (Semperoper Dresden) haben sich mit mehreren Kurz- und Neufassungen populärer Opernstoffe zum Ziel gesetzt, besagten Erstkontakt so spannend, verständlich, witzig und miterlebbar wie nur möglich zu gestalten.

„Die Musik muss von Kindern als selbstverständlicher Bestandteil des Geschehens wahrgenommen werden“, sagt Wiebke Hetmanek und benennt damit den wohl schwierigsten Punkt: Die Antwort auf die Frage, warum „die da vorne“ eigentlich singen. Um diese Hürde überwindbar zu machen, werden in den auf etwa eine Stunde Spieldauer gekürzten Neufassungen die Gesangstexte „kindgerecht, aber auf hohem sprachlichen Niveau“ (Hetmanek) umgeschrieben, die Rezitative durch gesprochene Dialoge ersetzt, und die Darsteller wenden sich immer wieder direkt an das junge Publikum. Darüber hinaus ist jeweils eine „Mitspielaktion“ eingebettet, die die Kinder in das Geschehen integriert und auf diese Weise auch deren Bewegungsdrang entgegenkommt.

Das umfangreiche Opernpersonal in den Neufassungen von Glucks „Armide“ (ARMIDE oder DER ZICKENKRIEG IM ZAUBERREICH), Rossinis „Barbier“ (DER KLEINE BARBIER oder EINE HAARIGE ANGELEGENHEIT), Offenbachs „Croquefer“ (RITTER EISENFRASS) sowie Rossinis „Italienerin in Algier“ (KAIMAKAN UND PAPPATATSCHI oder PIRATEN FLUCHEN NICHT) ist auf vier bis fünf Darsteller reduziert, muss aber auf Grund der „originalen“ Anforderungen an die Gesangstechnik professionell besetzt werden. Instrumental werden die Stücke durch ein Kammerensemble begleitet.

Eine nochmals schmalere Besetzung bietet der Spezialfall HERR ORPHEUS GEHT ZUR SCHULE als "Klassenzimmerstück" an: Hier reichen zwei Darsteller und zwei Musiker aus, die im Klassenzimmer agieren und damit den Stoff so direkt wie nur möglich ans junge Publikum bringen.

Großartige Geschichten in nachvollziehbarer Gestalt; teils jahrhundertealte, aber für das Hier und Heute flottgemachte Stoffe: Das Konzept hat sich bereits an mehreren Bühnen bewährt. Kinder und Erwachsene zeigten sich gleichermaßen begeistert von dieser unverkrampften Herangehensweise, die die Klassiker nicht auf einen hohen Sockel stellt, sondern Oper als kurzweiliges Live-Erlebnis mit allen Sinnen erfahrbar macht.


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