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Knusprig, blutig, lecker - nichts wie hin!

Großes Drama, gruselige Morde und Operette mit Swing - eine Presseschau zu den Premieren am Jahresende.

DOKTOR SCHIWAGO in Lüneburg (Foto: Theater/Andreas Tamme)

JEKYLL & HYDE in Dortmund (Foto: Theater)

SWEENEY TODD in Frankfurt (Foto: English Theatre)

„Voll im Trend“ liege die Staatsoper Hannover mit der Premiere von Paul Abrahams Operette MÄRCHEN IM GRAND-HOTEL, schreiben die Kieler Nachrichten. Damit weist der Kritiker auf die wahrhafte Abraham-Renaissance in den vergangenen Jahren hin, die unsere bühnenpraktischen Rekonstruktionen mit bewirkt haben und die sich in Zahlen so ausdrückt: Seit 2013 dreizehn Neuinszenierungen von BALL IM SAVOY und neun Mal VIKTORIA UND IHR HUSAR, seit 2014 acht Mal BLUME VON HAWAII und drei Mal ROXY UND IHR WUNDERTEAM, und MÄRCHEN IM GRAND-HOTEL ist nach der deutschen Erstaufführung 2018 in Mainz allein in der aktuellen Spielzeit in vier Neuproduktionen zu sehen. Außerdem steht Ende des Jahres in Berlin die Wiederentdeckung von Abrahams DSCHAINAH, DAS MÄDCHEN AUS DEM TANZHAUS an.

Die HAZ sieht denn auch in MÄRCHEN IM GRAND-HOTEL den „Stoff für den nächsten Hit: Paul Abrahams Lustspieloperette bring Schwung und Swing in die Staatsoper“, heißt es in der Rezension, und die Neue Presse stimmt zu: „Dem Riesenerfolg dieser Märchenerzählung dürfte nichts im Weg stehen“.

Das Theater Lüneburg hatte am selben Tag wie Hannover Premiere, brachte allerdings kein Märchen auf die Bühne, sondern das inhaltlich fordernde Musical DOKTOR SCHIWAGO. Man habe „viel gewagt, sehr viel gewonnen“, schrieb die ortsansässige Landeszeitung und charakterisiert das Stück so: „großes Drama, süffige Musik, starke Charaktere“. Auch ein Hinweis auf den - nach dem gerade im Rückblick schwer verständlichen Misserfolg am Broadway - zweiten Frühling dieses Werks fehlt nicht: „Das Stück wird den Fans sei Dank rehabilitiert, in Europa revitalisiert, und nun erntet es am Theater Lüneburg die schnellsten Standing Ovations seit Jahren“. 

Auch zwei unserer „finstersten“ Musicals hatten in den vergangenen Wochen erfolgreich Premiere: Wildhorns JEKYLL & HYDE hatte, wie die Ruhrnachrichten schreiben, in der Oper Dortmund „viel Gruselpotenzial“. Das Stück werde, so die Rezensentin, „vor allem das junge Musiktheaterpublikum, das schon bei der Premiere so gejubelt hat, begeistern“. Außerdem hat sie in einer speziellen Hinsicht Buch geführt und resümiert: „Wann sieht man schon mal ein Musical mit neun Toten?“

Wir nehmen Abstand von einer ähnlichen Statistik für SWEENEY TODD, der am English Theatre Frankfurt zum 40-jährigen Jubiläum des Hauses seine mörderische Seite zeigen durfte. Die Wormser Zeitung nennt dieses Stück einen „kleinen Horrorladen der etwas anderen Art, ohne Hits und Hooklines, dafür mit makabrem Grimm und einer komplexen Orchesterpartitur“. Der Rezensent fasst zusammen: „Je länger der Abend, desto knuspriger wird diese Groteske. Innen aber bleibt sie schön blutig. Nicht leicht, aber lecker“. 

In Green Days AMERICAN IDIOT geht es auch nicht gerade komödiantisch zu, aber das kommt an: Über die Inszenierung der Münchner Theaterakademie, die auch am Theater Innsbruck zu sehen sein wird, heißt es in der Süddeutschen Zeitung: „Dergestalt überbietet AMERICAN IDIOT jeden American Dream!“, und die Tiroler Tageszeitung berichtet noch vor der österreichischen Premiere von einem „brillant gemachten, von Stefanie Erb perfekt choreogragerten Neunzigminüter mit raschem Szenenwechsel und nie nachlassendem Drive“. Dem abschließenden Tipp des Kritikers schließen wir uns gerne an: „Nichts wie hin!“


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